"Ein Arbeitskampf passt nicht in diese Zeit"

Medienstatement zur Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie von Martin Jonetzko, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Metall Ruhr Niederrhein

Im Bocholter Borkener Volksblatt erschien am 14. Oktober 2022 der Bericht (€): "Gewerkschafter stellen sich auf Streik ein". Die Berichterstattung beruht auf einem Medien-Statement, das wir hier in voller Länge veröffentlichen.

Die IG Metall bereitet sich so langsam auf den Arbeitskampf vor, eine Einigung bei den Tarifverhandlungen ist noch nicht in Sicht. In zwei Wochen endet die Friedenspflicht. Erwarten Sie Warnstreiks?

Was man so hört, scheint die IG Metall wohl Warnstreiks nach Ablauf der Friedensflicht vorzubereiten. Wir Arbeitgeber können nicht nachvollziehen, warum die IG Metall mit Blick auf die Entlastungspakete der Bundesregierung ihre Mitglieder zu Protesten aufrufen will und damit die Tarifrunde völlig unnötig zuspitzt. Wir wollen weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße finden. Ein Arbeitskampf passt nicht in diese Zeit.
Viele Unternehmen haben in der Corona-Krise und trotz der Lieferengpässe ihre finanziellen Reserven dafür verwendet, Beschäftigung zu halten, obwohl weniger produziert werden konnte. Das hat Substanz gekostet. Umso wichtiger ist, dass sie jetzt das Geld verdienen können, um die Investitionen für den Strukturwandel zu stemmen. Und dies möglichst am Standort Deutschland, der im harten internationalen Wettbewerb um Zukunftsinvestitionen steht.
Wenn Unternehmen und Beschäftigte an einem Strang – und zugespitzt formuliert „auch an der gleichen Seite“ – ziehen, können wir diese Herausforderungen gemeinsam meistern. Wir müssen mit der Gewerkschaft unsere große gesellschaftspolitische Verantwortung wahrnehmen; unser Umgang miteinander wird mitentscheiden, in welchem politischen Klima wir die vor uns liegenden schweren Zeiten bewältigen. Unser Motto bleibt: #zusammennachvorn.

Was würde das für die Betriebe in der aktuellen Situation bedeuten?
Produktionsstillstände durch Arbeitsniederlegungen würden die Betriebe mitten in einer wirtschaftlich fragilen Lage belasten, in der bereits eine Krise die nächste überlagert: Inflation, Rezessionsgefahr, Krieg, Transportkosten, Energiepreise, Corona, Lieferketten, Rohstoffmangel, Fachkräfteengpässe… Nicht nur die Menschen in Deutschland sind verunsichert und fragen sich, wie sie die steigenden Preise am Ende bezahlen sollen, sondern auch die Unternehmen. Wenn ihre Rücklagen und Kredite ausgeschöpft sind, droht ein Horrorszenario: Produktion einschränken oder gar schließen, Arbeitsplätze abbauen, Standorte ins Ausland verlagern, Wohlstandsverluste. Das kann nicht im Sinne der Arbeitnehmenden sein. Wir müssen einen Tarifabschluss mit Augenmaß erzielen, der auch flexible Elemente beinhaltet, um der heterogenen Situation der einzelnen Betriebe gerecht zu werden.

Was sagen Sie zu den Lohnforderungen?
Wir haben Verständnis dafür, dass die Beschäftigten gerade Zukunftssorgen haben. Dennoch ist die Forderung von 8 Prozent überzogen und passt nicht in die Zeit. Ich nenne dafür drei von ganz vielen Gründen.

  • Erstens: Das Lohnniveau in der Metall- und Elektroindustrie ist bereits sehr hoch, das Durchschnittseinkommen liegt bei 60.280 Euro! Seit 2018 bekommen die Beschäftigten, und das trotz aller Krisen, über 9 Prozent mehr.
  • Zweitens: Wer auf volle Auftragsbücher verweist, vergisst, dass das noch lange kein Umsatz ist. Eine Rezession ist nicht mehr unwahrscheinlich, dann leeren sich die Bücher sehr schnell; erst recht, wenn Fachkräfte, Material und Energie fehlen und überzogen teuer sind.
  • Drittens: Um hier nicht in eine Lohn-Preis-Spirale zu geraten, sollten die Möglichkeiten, die etwa durch den steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von bis zu 3.000 Euro geschaffen worden sind, genutzt werden.
Martin Jonetzko
Das Motto der Arbeitgeber in der #TRME22 ist #zusammennachvorn

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