Mit Verwunderung hat der hiesige Unternehmerverband auf die erneute Forderung des DGB NRW nach einer gesetzlichen Ausbildungsumlage reagiert. Diese war im Zuge der jüngsten Gespräche im Rahmen des NRW-Ausbildungskonsenses erhoben worden. „Bei diesen Forderungen handelt es sich um einen alten Hut. Sie werden den aktuellen Anforderungen am Ausbildungsmarkt nicht gerecht“, so Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. „Eine Zwangsabgabe schafft keine zusätzlichen Ausbildungsplätze und bestraft Unternehmen, die in der Vergangenheit ausgebildet haben“, so Schmitz weiter. Aktuell sähen sich die Unternehmen durch die Flüchtlingskrise zudem noch weiteren Herausforderungen gegenüber gestellt, die es zu meistern gelte.
Es sei deswegen nicht gerechtfertigt, die Unternehmen immer wieder pauschal zu kritisieren. „Die Unternehmen haben im Jahr 2015 mehr als 2.200 zusätzliche Lehrstellen gemeldet und zudem mit insgesamt mehr als 100.000 gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen ein Angebot auf Rekordniveau erreicht“, so Schmitz.
Schmitz rät dazu, die Situation auch von einer anderen Seite zu beleuchten. Aktuelle Zahlen des Ländermonitors berufliche Bildung würden belegen, dass sich in NRW immer weniger junge Menschen um einen Ausbildungsplatz bewerben. „Die Zahl der Bewerber ist in den letzten acht Jahren um 11 Prozent gesunken, bundesweit sogar um 19 Prozent“, zitiert Schmitz aktuelle Zahlen. Dies sei unter anderem auf den Trend weg von der klassischen Ausbildung hin zum Studium zurückzuführen. Der hiesige Unternehmerverband hatte wiederholt davor gewarnt, die klassische Berufsausbildung als Auslaufmodell darzustellen. „Trotz des Trends zum Studium, brauchen wir auch in Zukunft die Ausbildung“, ist sich Schmitz sicher.
Ein weiteres Problem sieht er an anderer Stelle: „Wir müssen uns fragen, wie Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage nach Berufen und Regionen zusammengebracht werden können.“ Viele Jugendliche seien nicht bereit, einen Ausbildungsplatz in einer anderen Stadt anzutreten. Die Herausforderung sei also, zu überlegen, wie man den Jugendlichen ein Arbeitsplatzangebot in einer anderen Stadt schmackhaft machen könne bzw. sie zur Suche einer attraktiven und zukunftsfähigen beruflichen Alternative in ihrem Umfeld zu motivieren.