Mülheim soll wissensbasierter Industriestandort werden

Industriekonferenz beschließt 33 Projekte zur Stärkung der produzierenden Betriebe / Mehr Innovationen als großes Ziel

Der anhaltende Strukturwandel in der Mülheimer Industrie beschäftigt seit rund einem Jahr die Partner einer so genannten Stärkungsinitiative Industrie für Mülheim an der Ruhr. Weiteren Arbeitsplatzverlusten in den ansässigen produzierenden Unternehmen will man entgegenwirken, zudem sollen neue, moderne Industriearbeitsplätze in der Stadt entstehen. Die Stadt Mülheim an der Ruhr mit Oberbürgermeister Ulrich Scholten an der Spitze, der Unternehmerverband Mülheimer Wirtschaft sowie die IG Metall Mülheim an der Ruhr haben dazu eine weitere Industriekonferenz einberufen. Bei einer Sitzung im Rathaus wurden nun 33 konkrete Projekte mit Projektverantwortlichen, klaren Zielen und konkreten Terminen zur Stärkung des Industriestandorts Mülheim an der Ruhr auf den Weg gebracht.

Gemeinsame Überzeugung der Initiatoren ist es, dass man die Rahmenbedingungen für eine gute Entwicklung der hiesigen Industrie sehr wohl auch lokal beeinflussen kann. „Natürlich können wir von hier aus nicht die Entwicklung auf den Weltmärkten verändern, aber wir können dafür sorgen, dass die rund 70 Mülheimer Industriebetriebe auch in Zukunft gute Rahmenbedingungen an ihrem Standort vorfinden“, erklärte Oberbürgermeister Ulrich Scholten nach der Konferenz. Scholten verweist auf die enorme Bedeutung der Industrie für den Arbeitsmarkt der Stadt. „Rund 18.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten direkt in produzierenden und verarbeitenden Unternehmen, viele Tausend weitere profitieren indirekt von der industriellen Wertschöpfung in unserer Stadt“, betont der Oberbürgermeister.

Drei Arbeitskreise unter Führung von Mülheimer Unternehmern haben fast ein Jahr über die wichtigsten Zukunftsherausforderungen des Industriestandorts beraten. Hanns-Peter Windfeder leitete den Arbeitskreis „Standortprofil und Akzeptanz der Industrie“, Heinz Lison führte den Arbeitskreis „Infrastruktur und lokale Standortbedingungen“, Florian G. Schauenburg war Vorsitzender des Arbeitskreises „Vernetzung Wirtschaft/Wissenschaft, Bildung, Gründung“.

Im Ergebnis stehen nun konkrete Projekte auf der Liste der Stärkungsinitiative, die von den Arbeitskreisen erarbeitet und nun von der Industriekonferenz auf Weg gebracht wurden. Hanns-Peter Windfeder dankte als Vorsitzender des Unternehmerverbandes Mülheimer Wirtschaft allen Akteuren der Arbeitskreisarbeit. „Die Stärkungsinitiative ist kein Forderungskatalog, sondern ein echter Mitmachplan. Die Unternehmer sind sich ihrer Verantwortung für den Standort und die Arbeitsplätze bewusst.“

Wichtigstes Ziel der Stärkungsinitiative ist es, Mülheim zu einem modernen und wissensbasierten Industriestandort weiter zu entwickeln. Zwar betont auch Windfeder, dass sich die Mülheimer Industriebetriebe am Standort wohlfühlen. Gleichzeitig habe die Arbeit an der Stärkungsinitiative sehr deutlich gezeigt, dass es durchaus auch Innovationsdefizite in Unternehmen gibt. „Nur unternehmerische Innovationen sichern und schaffen jedoch Arbeitsplätze. Da setzen wir an“, unterstreicht Windfeder.

Die Themen Innovation und Digitalisierung sind nach Ansicht der Partner der Industriekonferenz eng miteinander verknüpft. Alle Arbeitskreise haben zu diesem Komplex Vorschläge vorgelegt. So soll der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft deutlich besser werden. Die dafür zuständigen Stellen bei der Wirtschaftsförderung Mülheim & Business und der Hochschule Ruhr West sollen gestärkt werden. Zwar gibt es offenbar schon viele Projekte, die den Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit bieten, gleichzeitig fehlt es aber an Transparenz beim Thema. „Wir müssen deutlicher als bisher aufzeigen, was es bereits gibt und wer die Ansprechpartner bei der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft sind“, erläutert Windfeder.

Ein weiteres zentrales Projekt ist der Aufbau eines Innovationszentrums in unmittelbarer Nähe der Hochschule Ruhr-West. Das Innovationszentrum soll Unternehmensgründern Raum geben und Industriebetriebe zum Mitmachen einladen. Damit der digitale Wandel gelingt, müssen allerdings auch die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. Der weitere Ausbau des Breitband-Netzes müsse deswegen oberste Priorität haben. Die Industriekonferenz fordert von künftigen Breitbandkoordinatoren der Stadt die Formulierung klarer Glasfaser-Ausbauziele. Insbesondere in allen Gewerbegebieten der Stadt müsse das Internet per Glasfaser zum Standard werden. Eine Selbstverpflichtung im Zuge der Digitalisierung geht auch die Stadtverwaltung ein. Sie will bei der Digitalisierung mutig voran gehen und damit auch wirtschafts- und mittelstandsfreundlicher werden. Ein konkretes Service-Versprechen soll hierfür erarbeitet werden.

Auch klassischen Themen, wie dem Dauerbrenner „Erschließung neuer Gewerbeflächen“, will die Industriekonferenz neuen Schwung verleihen. Klar bekennen sich alle Partner zum Ziel, neue Industrieflächen zu generieren. Grundlage für den Erfolg der Industrie in Mülheim wird aber auch in Zukunft vor allem die Frage sein, ob es den Betrieben gelingt, in ausreichendem Maße gut ausgebildete Fachkräfte zu binden und finden. Zentral ist für die Industriekonferenz die Stärkung der dualen Ausbildung sowie die digitale Bildung am Standort Mülheim. Verschiedene Maßnahmen werden dafür ins Auge gefasst. In einer Task Force soll darüber beraten werden, wie man den Weggang des Vallourec-Ausbildungszentrums kompensieren kann. „Investitionen in Bildung, Weiterbildung und vor allem Ausbildung sichern die Arbeitsplätze in der Stadt. Es ist ein starkes Signal an die Kollegen, dass wir hier gemeinsam für sichere Jobs kämpfen“, meint Volker Becker-Nühlen von der IG Metall.

Die Projekte der Stärkungsinitiative stellen nach Ansicht der Partner eine echte Selbstverpflichtung dar. „Auf die Umsetzung kommt es jetzt an“, betont der Oberbürgermeister. Die Industriekonferenz wird in einem Jahr über den Stand der Umsetzung der Stärkungsinitiative beraten. Als Erfolg wird bereits das gemeinsame Vorgehen gewertet: „Es ist für Mülheim an der Ruhr gut, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen“, so die Partner einhellig.

 

Die Mülheimer Erklärung sowie die Projektliste der Stärkungsinitiative finden Sie hier.

Stellten gemeinsam die Stärkungsinitiative vor (v. l. n. r.): Volker Becker-Nühlen (IG Metall), Oberbürgermeister Ulrich Scholten und Hanns-Peter Windfeder (Unternehmerverband) (Foto: Unternehmerverband)

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