Bereits die im Dezember veröffentlichten Daten über die aktuelle Lage in den hiesigen Unternehmen zeigte eine Stagnation, teilweise sogar Verschlechterungen der wirtschaftlichen Lage im Ruhrgebiet. Ein ähnliches Bild ergibt sich nun hinsichtlich der Erwartungen für das erste Halbjahr 2016. „Insgesamt kann man zwar von einem gedämpften Optimismus sprechen, doch gerade in der Metallindustrie werden die Zukunftssorgen größer. Von einem Aufschwung kann deswegen nun wirklich keine Rede mehr sein“, analysiert der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz, die Ergebnisse der aktuellen Konjunktur-Umfrage der Unternehmerverbände, an der sich über 300 Unternehmen im Ruhrgebiet, auch Betriebe aus Duisburg, Oberhausen, Mülheim und dem Kreis Wesel, beteiligt haben. Die Umfrage wurde im vergangenen Dezember durchgeführt.
In der Metall- und Elektroindustrie des Ruhrgebiets liegen alle Konjunktur-Parameter zum Teil deutlich unterhalb der Gesamtwirtschaft, trendmäßig etwa 10 Prozent. Die Zahl der Positivmeldungen hinsichtlich der Geschäftserwartungen liegt im Metallbereich mit nur 44 Prozent sogar unter der 50-Prozent-Schwelle. „Die Situation in dieser Branche lässt sich nur als unbefriedigend bezeichnen“, führt Schmitz aus. Der Unternehmerverband sieht eine Vielzahl von Gründen für die Schwierigkeiten. Hohe Lohn- und Energiekosten seien zu nennen, aber auch wichtige Exportmärkte wie China „schwächelten“. Branchenübergreifend sind die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Revier mit über 60 Prozent Positivmeldungen allerdings deutlich besser.
Stabil bleiben die Perspektiven für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt, wenn auch in der Metall- und Elektroindustrie in abgeschwächter Form. Der Unternehmerverband mahnt aber zu einer klaren Unterscheidung zwischen der Situation in den Betrieben einerseits und der Situation auf dem gesamten Arbeitsmarkt andererseits. „Stabilität der Arbeitsplätze in den Betrieben ist sicher positiv, aber es heißt noch lange nicht, dass wir im Revier zu einem signifikanten Abbau der Arbeitslosigkeit kommen – und darum muss es gehen“, erläutert Schmitz.
Der hohen Arbeitslosigkeit – in Duisburg bei 13 Prozent, in Oberhausen bei 11,3 Prozent, in Mülheim bei 8,4 Prozent und Kreis Wesel bei 8,1 Prozent im Dezember 2015 – könne nur mit einem Aufschwung und einem stärkerem Wachstum begegnet werden. „Wir müssen uns im Ruhrgebiet zur Decke strecken, damit mehr Arbeitsplätze geschaffen werden. Das heißt alle Rahmenbedingungen für Investitionen gehören auf den Prüfstand. Gewerbesteuerrekorde schrecken Investoren und damit neue Arbeitsplätze ab“, mahnt Schmitz. Es bleibe zudem dabei, dass der Schlüssel in einer besseren Kooperation der Ruhrgebietsstädte liege, damit sie sich gemeinsam fit machen für die Zukunft.
Stärkstes Indiz für die Schwäche der Region sei die immer noch zurückhaltende Investitionsplanung in den Unternehmen. Zwar zeigten die Investitionsplanungen bei der Umfrage in allen Bereichen einen leichten Anstieg, aber immer noch auf zu geringem Niveau. Branchenübergreifend planen 54 Prozent der Unternehmen steigende oder gleichbleibend hohe Investitionen. In der Metall- und Elektroindustrie 46 Prozent. „Das muss mehr werden für mehr Arbeitsplätze in unserer Region. Doch dafür müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, so Schmitz. Fürs Ruhrgebiet mit seiner hohen Arbeitslosigkeit seien diese Konjunktur- und Beschäftigungserwartungen insgesamt zu wenig auch im Vergleich mit anderen Regionen.
Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).