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WeiterlesenBWG Bergwerk- und Walzwerk-Maschinenbau GmbH spezialisiert auf Engineering / Viele Patente
Riesige Fertigungsstraßen für Aluminium-Karosseriebänder, Transportsysteme für Brammen oder Coils, komplette maschinelle Einrichtungen für elektrolytische Verzinkungslinien oder Lackieranlagen für Getränkedosenbänder: Erdacht, konzipiert und abgewickelt werden diese leistungsstarken Großprojekte mitten in Duisburg – und das ist wörtlich zu nehmen. Direkt gegenüber dem Hauptbahnhof befindet sich die BWG Bergwerk- und Walzwerk-Maschinenbau GmbH. Das sechsstöckige Haus mit den drei großen, leuchtend blauen Buchstaben auf dem Dach ist Vielen nur vom Vorbeigehen bekannt. Kein Grund zur Beunruhigung für den geschäftsführenden Gesellschafter Dr. mont. Andreas L. Noé: „Unsere Produkte stehen in keinem Privathaushalt, sondern sind bei Metallproduzenten gefragt.“
95 Mitarbeiter, vornehmlich Ingenieure, sind sozusagen die ausgelagerte Entwicklungsabteilung für die Kunden in aller Welt. Die Idee des Gründers Oskar Noé aus dem Jahr 1955 bewährt sich bis heute: Das Know-how liegt im Engineering, nicht in der Fertigung, „da diese Kapital bindet und für uns in schlechten Zeiten ein hoher Kostenfaktor wäre“, wie sein Sohn Andreas Noé ausführt. Dieser funktionierenden Tradition fühlt er sich bis heute verpflichtet: „Wir machen das Engineering und das Projektmanagement, vergeben die Fertigung aber an erfahrene Werkstätten und Lieferanten. Für den Kunden zählt das Endergebnis, eine komplette Anlage aus einer Hand zu bekommen.“
15-Jähriger baute in zweiter Familiengeneration Modelle
Nicht nur die Ingenieurkünste – Andreas Noé erwarb in Aachen sein Maschinenbau-Diplom und in Österreich seine Promotion in Umformtechnik –, sondern auch das Unternehmertum liegt Andreas Noé im Blut: Sein Vater kam aus dem Bergbauengineering und erregte schon einst als Angestellter mit seinem Ideenreichtum Aufmerksamkeit. „Mein Vater erhielt für jede umgesetzte Idee 100 Mark.“ Damit die wahren Erträge seiner Erfindungen in der eigenen Tasche landeten, machte er sich zunächst als Ingenieur und dann mit einem Partner mit der BWG selbstständig. Auch seine Mutter setzte sich auf Messen für den Familienbetrieb ein. Dem elterlichen Vorbild folgten auch die Söhne Rolf und Andreas Noé, wie eine bemerkenswerte Episode belegt, die er schmunzelnd erzählt: „Als 15-Jähriger baute ich mit meinem Spielzeugbaukasten ein Modell einer Verspann-Anlage, das mein Vater mit zu den Kunden nahm. Denn sie konnten nicht glauben, dass und wie die Erfindung funktionierte. Anhand des Modells schon, sie war ganz offenbar überzeugend.“ Für die damalige Zeit schon innovativ, verbaute Noé in seinem Modell übrigens Elektromotoren anstelle der damals üblichen Hydromotoren.
Eine Erfindung von Oskar Noé wurde noch bis in die 1980er-Jahre hinein gefertigt: der hydraulische Grubenstempel. Mit dem Niedergang des Bergbaus aber wurde das Walzwerk-Standbein wichtiger, das in der Hüttenindustrie dieser Region gefragt war. So wuchs die BWG mit ihren hiesigen Kunden Thyssen und Krupp sowie den Hüttenwerken in ganz Deutschland sukzessive. „Finanzieren konnten wir das Wachstum, indem das Grubenstempel-Patent verkauft wurde“, berichtet Andreas Noé, der seit dem Tod seines Bruders im Jahr 2003 alleiniger Gesellschafter ist.
Heiße und kalte Prozesse
Patente und Erfindungen sind bis heute ein Pfund, mit dem der Maschinenbauer wuchern kann. „Leider dürfen wir nicht über alles so offen reden, wie wir es gerne täten“, gibt Achim Beck, seit 2012 kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens, zu bedenken. Denn bei den meisten der mitunter dreieinhalb Jahre dauernden Aufträge entstehen kundenspezifische Hightech-Sonderanfertigungen. Bekannt aus dem BWG-Hause ist aber z. B. die Levelflex-Technologie, bei der im kalten Prozess Metallbänder plan gerichtet werden. Bis nah an den Schmelzpunkt hingegen geht eine patentierte Erfindung, mit der die BWG Aluminium-Glühlinien optimieren konnte. „Die extrem heißen und damit leicht formbaren Metallbänder haben wir berührungslos so stabilisiert, dass das Band zentriert in der Wärmebehandlungssektion läuft.“ So könne diese länger und damit leistungsstärker ausgeführt werden, erläutert Dr. Noé.
Bundeskanzlerin eröffnete Alu-Automobil-Anlage
Inzwischen machen Anlagen für die Aluminiumindustrie über 50 Prozent des Umsatzes aus. Anlässlich der Einweihung eines Großprojektes in dieser Branche kamen vor wenigen Wochen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg zu Hydro Aluminium nach Grevenbroich, für die die BWG als Generalunternehmer eine Fertigungsanlage für Karosseriebänder aus Aluminium geliefert hatte. „Vom Ofen bis zu den Maschinen waren wir für das komplette Projekt verantwortlich“, so Noé. Das nur als vorläufiger Höhepunkt einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen; der erste Auftrag – eine der leistungsstärksten Aluminium-Verarbeitungsanlagen in Europa – läuft bis heute.
Aber die wenigsten Projekte der BWG sind wie mit Hydro Aluminium in der Nachbarschaft; jüngst hielt sich Noé einen Monat lang mehr in China als in Deutschland auf. Drei Chinesen sind dort seit zehn Jahren für die BWG tätig, um die aus Deutschland gesteuerten Projekte auf den Baustellen vor Ort zu überwachen. „Auch in Indien sehe ich Perspektiven – anders noch als vor zehn Jahren –, um den dortigen Markt zu bedienen“, schaut der geschäftsführende Gesellschafter voraus. Mit Internationalität kennt sich das Unternehmen bestens aus: Neben den Mitarbeitern in Duisburg, in China sowie einem in den USA beschäftigt die BWG 45 Mitarbeiter in der Slowakei. „Wir rekrutieren dort seit gut zehn Jahren unsere Fachkräfte an einer technischen Universität. Das wurde nötig, weil die deutschen Ingenieure nicht nur teurer, sondern auch rar sind.“ Die ersten Befürchtungen der deutschen Kollegen, dass dann zulasten des Duisburger Standortes Personal abgebaut wird, zerstreuten sich schnell. „In Duisburg konzipieren wir das Gesamtgewerk, hier haben wir das Wissen und die Erfahrung. Wenn es an die Details der einzelnen Bauteile oder Maschinen geht, übernehmen die Slowaken“, erläutert Noé.
Mitarbeiter auf Baustellen in der ganzen Welt
Inzwischen sind drei Mitarbeiter von dort am deutschen Stammsitz tätig. „Als Mittelständler sind wir nicht so bekannt wie z.B. große Automobilhersteller, weshalb es schwieriger ist, guten Nachwuchs zu finden“, berichtet Achim Beck, der froh ist, auch Ingenieurinnen zum Team zu zählen. Hinzu kommt, so die Feststellung der beiden, dass auch die slowakischen Mitarbeiter reisebereit sind. Beck: „Unsere Mitarbeiter sind oft und lange vor Ort auf den Baustellen tätig: Sie überwachen die Montage, nehmen die Anlagen in Betrieb, weisen die erforderlichen Eigenschaften nach und nehmen sie ab.“
Eines der Zukunftsthemen für die BWG ist die Digitalisierung, wie Noé berichtet: „Unsere Anlagen laufen vollautomatisch, sind mit Sensorik und Messtechnik ausgestattet. Anfragen von Kunden drehen sich heute verstärkt um das Datensammeln.“ Denn offenbar werde es wichtiger, jeden Meter produzierten Bandes mit Einstellparametern und Produktionsdaten nachvollziehbar zu machen. Das passt genau zum Familienunternehmen BWG, das sich mit seiner Firmenphilosophie „Qualität und Innovation“ als Premiumanbieter versteht, der nicht über den Preis geht, sondern den technologischen Horizont der Kunden erweitert.
Jennifer Middelkamp
Infos
BWG Bergwerk- und Walzwerk-Maschinenbau GmbH
Mercatorstraße 74-78
47051 Duisburg
0203 9929-0
www.bwg-online.com
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