
Kalender
Unternehmertage und -treffen, Seminare, Arbeitskreise, Business Breaks oder Netzwerkveranstaltungen – die nächsten Termine des Unternehmerverbandes sind hier aufgelistet.
Weiterlesen[u!]: Der Arbeitskräftemangel ist allgegenwärtig. Wie kann sich das Recruiting da strategisch besser aufstellen?
Marcel Rütten: Mit Weitsicht! Aus meiner Perspektive ist die Zeit für kurzfristige Lösungen vorbei. Das bedeutet, dass Unternehmen endlich einen strategischen Fahrplan brauchen, sowohl bei der Frage, wer sie in
Zukunft als Arbeitgeber sein wollen, aber auch, welche Personalbedarfe sie langfristig haben und wie sie gedenken diese decken zu wollen.
[u!]:Wie sähe eine erfolgreiche Recruiting- Strategie für einen typischen Mittelständler aus?
Marcel Rütten: Kleinere Unternehmen haben ja oftmals die Schwierigkeit, dass sie keine ausreichende Sichtbarkeit genießen und nicht über üppige Budgets verfügen wie größere Unternehmen. Häufig können sie
auch bei den reinen Geld- und Sachleistungen nicht mit den Großen konkurrieren. Nichtsdestotrotz haben kleine Betriebe vor allem eins: Einen guten Ruf! Und der spricht sich herum – vor allem durch die eigenen
Mitarbeiter:innen. Das bedeutet als kleineres Unternehmen würde ich mich vor allem darauf fokussieren, meinen aktuellen Mitarbeiter:innen die meiste Aufmerksamkeit zu schenken und dafür sorgen, dass sie sich in meinem Betrieb wohlfühlen. Das mag kurzfristig zwar nur wenige Bewerbungen generieren, sichert aber meine Talentpipeline nachhaltig und langfristig. In der Außenkommunikation kann ich außerdem auch ohne oder mit nur wenig Budget eine ganze Markenbildung für meinen Betrieb schaffen, sodass interessierte Kandidat:innen sich immer mal wieder ein Bild von meiner Unternehmenskultur machen können.
[u!]:Was sind die neuesten Trends und Ideen bei der Personalgewinnung?
Marcel Rütten: Der Recruiting- Trend schlechthin ist aktuell natürlich ChatGPT, aber auch andere Formen von Künstlicher Intelligenz. Mit Tools dieser Art lassen sich im Handumdrehen erstklassige Karriereseiten,
Stellenanzeigen oder Social Media-Beiträge mit einfachen Anweisungen texten. Außerdem wird es Anschreiben obsolet machen, weil Kandidat: innen diese Tools natürlich gleichermaßen nutzen. Das wird in diesem Jahr vermutlich noch nicht in der Breite passieren, allerdings ist das eine Entwicklung, die es zu beobachten oder am besten sogar auszuprobieren gilt. Die Frage bleibt, wie viel Differenzierung am Ende übrig bleibt.
[u!]:In Zeiten des stetigen Mangels an Fachkräften kommt der Bindung des vorhandenen Teams eine immer größere Bedeutung zu. Ihr Rezept?
Marcel Rütten: Es sind tatsächlich nicht nur Fachkräfte, sondern es fehlen Arbeitskräfte in Gänze. Außerdem gibt es keine One-Size-Fits-All-Lösung. Mitarbeiterbindung ist aber tatsächlich eines der zentralen Themen im Recruiting. Warum sollte ich auch immer wieder von außen besetzen, wenn ich bereits qualifiziertes Personal habe? Aus demografischer Sicht kann der Arbeitskräftemangel aber nur durch eine Kombination aus Automatisierung und systematischem Zuzug aus anderen Ländern überwunden werden. Andernfalls droht ein herber Wohlstandsverlust.
[u!]:Was macht einen erstklassigen Arbeitgeber aus?
Marcel Rütten: Ein erstklassiger Arbeitgeber hält, was er verspricht. Mitarbeiter: innen reagieren stets empfindlich empfindlich darauf, wenn nicht das drinsteckt, was draußen dransteht. Arbeitgeber sollten sich daher sehr klar darüber sein, wofür sie stehen und stehen wollen, bevor sie Dinge nach außen kommunizieren. Am Ende geht es also um Ehrlichkeit und Transparenz.
[u!]:Die Corona- Pandemie brachte auch in Sachen Personal wahnsinnig viele Neuerungen mit sich. Was sind die Lehren aus dieser Zeit?
Marcel Rütten: Da haben wir alle eine ganze Menge gelernt. Zum Beispiel, dass Home-Office sich für mehr Jobs eignet als vorher vorstellbar. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nicht jeder Job bzw. jede:r Mitarbeiter: in dauerhaft dafür geeignet ist. Außerdem spielt das Thema Health & Well-Being seit der stärkeren Vermischung von Arbeits- und Privatleben eine noch stärkere Rolle.
[u!]: Sie organisieren derzeit die Recruiting-Konferenz „Schicht im Schacht“ – Infos finden sich im Kasten. Was treibt Sie bei diesem Mammut-Event im Landschaftspark Nord an?
Marcel Rütten: Ich habe in den vergangenen Jahren ein riesiges Netzwerk in der deutschsprachigen Recruiting- Welt aufbauen können und hatte als einer der bekannteren Vertreter dieses Berufsstands
den unbedingten Wunsch, eine der Leitkonferenzen zum Thema Recruiting zu initiieren, weil der Arbeitskräftemangel branchenübergreifend ist. Da die Teilnehmer:innen aus dem gesamten deutschsprachigen
Raum kommen werden, war Duisburg als Standortwahl ideal, weil hier die nötige Infrastruktur vorhanden ist. Als Meidericher war die Wahl des Landschaftsparks als Location fast schon selbstverständlich.
[u!]:Auch im HAUS DER UNTERNEHMER sind Sie künftig als Referent im Einsatz. Gibt es schon erste Termine und Themen?
Marcel Rütten: In diesem Jahr werden wir gleich drei verschiedene Seminare auf den Weg bringen. Inhaltlich geht es da um die Gestaltung einer positiven Candidate Experience, datengetriebene Recruiting-Strategien mit Recruiting Analytics sowie die perfekte Karriereseite.
[u!]:Gleiches gilt für das 15. Bocholter Personalforum am 7. September 2023: Was werden wir da von Ihnen hören?
Marcel Rütten: Beim Personalforum in Bocholt spreche ich über Wunsch und Wirklichkeit im Recruiting. Das bedeutet wir schauen uns ganz konkret an, wie der Recruiting-Prozess aus Kandidat:innen-Perspektive gestaltet sein sollte und wie Arbeitgeber mit einfachen Mitteln ihre Personalgewinnung erfolgreicher ausrichten können.
Das Interview führte
Jennifer Middelkamp
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