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Weiterlesen„Hier wird getanzt, gelacht; das Morgen ausgedacht; gefördert wird, was lebt“ – Zeilen aus der Hymne „Bochum“ von Herbert Grönemeyer. Getanzt und gelacht wurde auch bei den Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag der Lebenshilfe Bochum. Anlässlich des runden Geburtstages durfte auch das bekannte Lied von Herbert Grönemeyer nicht fehlen, das aus vollen Kehlen mitgesungen wurde.
„So sind Wir“ lautet der Slogan der Lebenshilfe Bochum. Und das „Wir“ wird seit 60 Jahren wörtlich genommen. Gemeinsam sprach das gesamte Team in der jüngsten Vergangenheit darüber, wofür man in Zukunft stehen wolle. „Dabei kam heraus, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner den Begriff ,geistige Behinderung‘ nicht mehr verwenden möchten“, berichtet Geschäftsführer Ulf Kauer. „Wir sprechen jetzt von Menschen mit Assistenzbedarf – denn Assistenzbedarf haben wir alle an der einen oder anderen Stelle im Alltag – der eine mehr, der andere weniger“, fasst Kauer zusammen. Ihm ist sogar ein anderer Begriff noch lieber: „Expertinnen und Experten in eigener Sache“. Als ebensolche werden die Bewohnerinnen und Bewohner, Kundinnen und Kunden der Lebenshilfe Bochum bestmöglich und vor allem möglichst selbstbestimmt durch den Alltag geleitet. Sei es in den beiden Wohnhäusern, in den Außenwohngruppen, beim Ambulant Unterstützten Wohnen, beim FamilienUnterstützenden Dienst (FUD), im Rahmen der heilpädagogischen Familienhilfe oder einfach bei Reisen und Kultur sowie Freizeitangeboten.
500 Haupt- und Ehrenamtliche
„Wir – das sind rund 200 Menschen, die unsere Angebote nutzen, in zwei Wohnhäusern, im Wohnmodell, in sechs Außenwohngruppen, in vier Trainingswohnungen sowie ambulant in eigenen Wohnungen“, berichtet Kauer. „Wir – das sind auch rund 500 Haupt- und Ehrenamtliche, die sich engagieren.“ Wie die Vorstandsvorsitzende Elisabeth Marx-Köppen, die bereits seit 38 Jahren bei der Lebenshilfe Bochum aktiv ist und dafür bei den Jubiläumsfeierlichkeiten mit einer Ehrennadel überrascht wurde. Gefeiert wurde im Varieté et cetera mit einem großen Festakt und rund 100 geladenen Gästen. „Wir hatten viele hochkarätige Redner vor Ort, darunter Oberbürgermeister Thomas Eiskirch", freut sich Kauer. Weitergefeiert wurde dann mit Musik, Tanz, großem Feuerwerk und eben der Hymne „Bochum“ im Ulrich-Jacobowsky-Haus an der Hiltroper-Straße, das in diesem Jahr sein 40-jähriges Jubiläum feiert. Es war das erste Wohnhaus der Lebenshilfe Bochum. Fünf Jahre später folgte die Eröffnung der ersten Außenwohngruppe an der Kohlenstraße, 1989, 1990 und 1993, 2004 und schließlich 2017 kamen weitere Außenwohngruppen hinzu.
Studierende als spätere Festangestellte
Ein weiterer Meilenstein: Die Gründung des FamilienUnterstützenden Dienstes im Jahr 1997. „Das Angebot richtet sich an Familien, die Kinder und Jugendliche mit Assistenzbedarf zu Hause pflegen oder betreuen“, berichtet Kauer. Die Begleitung werde stundenweise angeboten und vorwiegend von studentischen Einsatzkräften übernommen. Studentische Einsatzkräfte, die später oft als Festangestellte zur Lebenshilfe Bochum zurückkehren. „Wir haben keine Nachwuchs-Sorgen“ freut sich Kauer. Auch die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe und anderen Hochschulen mit dem Angebot eines dualen Studiums laufe sehr gut. „Viele Studierende der Sozialen Arbeit sowie Sozialpädagogik absolvieren den Praxisteil ihres Studiums bei uns und schicken uns nach Abschluss ihres Studiums ihre Bewerbung.“
Blick in die Zukunft
Ulf Kauer selbst wurde vor über sieben Jahren Geschäftsführer der Lebenshilfe Bochum. Zuvor hatte er 24 Jahre bei einem weltweit tätigen Ingenieurbüro als Kaufmann gearbeitet. „Wir waren im Bereich Entwicklungshilfe tätig – haben also auch Menschen geholfen“, erinnert sich Kauer. Der Entwurf sowie die Durchführung von geförderten Infrastrukturprogrammen wie Bau von Schulen, Brunnen, alles was im Entwicklungssektor benötigt wird – dafür reiste Kauer durch die Welt. Seine Heimatstadt Bochum, seine Frau und seinen Sohn bekam er nur noch selten zu Gesicht – zu selten, wie er selbst sagt. Jetzt ist er wieder zurück in Bochum und kümmert sich hier ebenfalls um Menschen, blickt gemeinsam mit ihnen in die Zukunft – nach knapp drei schwierigen Pandemie-Jahren, die auch die Arbeit bei der Lebenshilfe Bochum erschwert haben.
Sprachrohr gegenüber der Politik
„Wir würden gerne unsere inklusiven Wohnangebote weiter ausbauen und uns dafür einsetzen, dass mehr Menschen mit Assistenzbedarf als Auszubildende in sozialen Berufen und auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eingesetzt werden“, so Kauer. „Örtliche und überörtliche Netzwerkarbeit mit anderen sozialen Organisationen, aber auch Firmen ist ebenfalls sehr wichtig für uns als Lebenshilfe. Zum gegenseitigen Austausch im Sinne einer kooperativen und konstruktiven Zusammenarbeit sind wir darüber hinaus stets auf der Suche nach Partnern mit dem Ziel eines möglichen Perspektivwechsels der Mitarbeiterschaft.“Kauer sieht die Lebenshilfe auch als Sprachrohr gegenüber der Politik: „Wir müssen unsere Interessen mit Nachdruck vertreten, um unserer Vision von einer modernen Gesellschaft ein Stück näher zu kommen. Einer Gesellschaft, die das Thema Inklusion als Selbstverständlichkeit sieht. So sind Wir – Expertinnen und Experten in eigener Sache, die selbstbewusst und nach eigenen Vorstellungen leben können.“
Autorin: Geraldine Klan
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