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Unternehmertage und -treffen, Seminare, Arbeitskreise, Business Breaks oder Netzwerkveranstaltungen – die nächsten Termine des Unternehmerverbandes sind hier aufgelistet.
WeiterlesenWenn Vanessa Lorusso, angehende Kauffrau für Büromanagement, mit ihren Arbeitskollegen sprechen möchte, greift sie nicht mal eben zum Telefonhörer, sondern benutzt ein spezielles Gerät, dass das, was ihre Kollegen sagen, für sie in Schriftsprache übersetzt. Vanessa Lorusso ist gehörlos – doch das ist kein Hindernisgrund für ihre Ausbildung, die sie jetzt schon im zweiten Jahr im inCLOU, dem Inklusionsunternehmen der Lebenshilfe Essen, absolviert. Inklusion in allen Lebensbereichen – dafür setzt sich die Lebenshilfe Essen ein. Um Inklusion auch im Bereich „Arbeit“ voranzutreiben und zu etablieren, hatte die Lebenshilfe Essen 2020 beschlossen, ein Inklusionsunternehmen zu gründen mit dem Ziel, Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen eine Berufsperspektive auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zubieten. Zukünftig werden entsprechende Dienstleistungen auch extern angeboten.
Verschiedene Dienstleistungen im Portfolio
„Wir bieten Dienstleistungen in den Bereichen Büroservice, Hausmeisterservice und IT-Service an. Hier arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung Hand in Hand“, berichtet Betriebsleiterin Sylke Hördemann. Die staatlich geprüfte Betriebswirtin und Kauffrau im Gesundheitswesen arbeitet seit März 2020 für die Lebenshilfe Essen. Neun Arbeitsplätze sind im inCLOU bereits entstanden und es sollen noch mehr werden: „Zurzeit haben wir nur zwei IT-Mitarbeiter, darunter einen Langzeitpraktikanten
mit Behinderung, den wir übernehmen wollen. Hier würden wir gerne weitere Mitarbeiter einstellen“, blickt Hördemann in die Zukunft. Zusätzlich möchte das in- CLOU Arbeitskräfte für den Bereich Reinigungsservice gewinnen. „Wir erstellen gerade den Business planund können dann absehen, wie viele neue Arbeitsplätze wir schaffen können“,berichtet Hördemann. Dabei müssten viele Auflagen bedacht werden, z. B. die Quote: „Als Inklusionsunternehmen müssen wir 30 Prozent, dürfen aber höchstens 50 Prozent Mitarbeiter mit Behinderung einstellen.“
Arbeit auf Augenhöhe
Ganz wichtig: „Wir arbeiten auf Augenhöhe. Das heißt, unsere Mitarbeiter mit Behinderung erhalten die gleiche Vergütung, die gleichen Arbeitsbedingungen und verwenden die gleichen Arbeitsinstrumente wie die Mitarbeiter ohne Behinderung“, erläutert Hördemann. Ein Unterschied sei nur die Hilfestellung, die den Mitarbeitern geboten werden könne. „Beispielsweise durch geschultes Personal, das wirklich fachspezifisch begleitet und z.B. eine Umorganisation der Arbeit oder vergleichbare Maßnahmen in die Wege leiten kann.“ So seien alle Mitarbeiter gut gerüstet, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu bestehen. Auch Vanessa Lorusso möchte ihre Chance nutzen. Die 24-Jährige hat für ihre Ausbildung die Schwerpunkte „Kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ sowie „Einkauf und Logistik“ gewählt – hierbei läuft vieles via schriftlicher Kommunikation. „Bei Teamsitzungen und der Einarbeitung in neue Aufgabengebiete ziehen wir Gebärden-Dolmetscherhinzu“, berichtet die Betriebsleiterin aus dem Arbeitsalltag. Neben der Kommunikation müssen auch andere Dinge bedacht werden: „Unsere Auszubildende kann die Klingel nicht hören. Deswegen leuchtet bei ihr ein Lichtsignal auf,
wenn es an der Tür klingelt.“ Auch die Berufsschul-Ausbildung stellt kein Problem dar: Vanessa Lorusso besucht das Rheinisch-Westfälische Berufskolleg Essen, das sich mit seinem Angebot an Jugendliche mit Hörbehinderung richtet. „Über das
Bildungszentrum für hörgeschädigte Menschen gibt es noch zusätzliche Angebote mehrmals im Jahr“, so Hördemann. Sie ist zuversichtlich, dass Vanessa Lorusso nach Beendigung ihrer Ausbildung unbefristet übernommen werden kann.
Social Media-Aktivitäten ausgebaut
Über die Arbeit im inCLOU bzw. aus dem Arbeitsalltag der Auszubildenden berichtete Sylke Hördemann auch vor einiger Zeit im neuen Podcast der Lebenshilfe Essen. Er wurde anlässlich des 60. Geburtstages der Organisation im vergangenen
Jahr ins Leben gerufen. Regelmäßig interviewen die Mitarbeiter, die ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Lebenshilfe absolvieren, Kollegen beispielsweise zu Barrierefreiheit und besonderen Wohnformen. Neben dem Podcast hat die Lebenshilfe
ihren Geburtstag zum Anlass genommen, die Social-Media-Aktivitäten auch darüber hinaus deutlich auszubauen. „Wir haben uns weiter und tiefer in die Welt der sozialen Medien vorgewagt. Nach einigen Überlegungen und ersten Erfahrungen
mit einer eigenen Facebook-Seite, haben wir auch einen Instagram- und einen Youtube-Kanal ins Leben gerufen. Hier sind viele kleine Berichte aus unseren Abteilungen und Statements zu bestimmten Anlässen zu finden“, berichten die Geschäftsführer der Lebenshilfe Essen, Lothar Reuschel und Jörg Woltermann-Hoffrichter. Die Lebenshilfe versteht sich als Selbsthilfevereinigung, Eltern-, Fachund Trägerverband für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Familien. Der Ortsverein Essen besteht seit Mai 1961. Er wurde von Eltern geistig behinderter Menschen gegründet. Von Beginn an haben Ärzte, kirchliche Vertreter, Essener Politiker und zahlreiche Freunde und Förderer die Arbeit der Lebenshilfe Essen unterstützt. Die Lebenshilfe Essen betreut derzeit über 1.000 Menschen mit Behinderung. Die Betreuung findet ausschließlich im Essener Stadtbereich statt. Dies wird durch die 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Essen täglich realisiert. Die Lebenshilfe Essen betreibt inklusive Kindertagesstätten, stationäre und ambulante Wohnangebote, ein Kompetenzzentrum Autismus, einen ambulanten Pflegedienst, die Heilpädagogische Familienhilfe, den Familienunterstützenden
Dienst, das FASD-Zentrum sowie das Inklusionsunternehmen. Darüber hinaus bietet sie Selbsthilfegruppen, Erwachsenenbildung und Freizeit- und Sportangebote an. 2021 sollte eigentlich ein Jahr mit vielen Jubiläumsfeierlichkeiten werden:
„Neben dem 60. Geburtstag der Lebenshilfe Essen jährte sich auch die Eröffnung der Wohnstätte Haus Haarzopf zum 30. Mal, das Kompetenzzentrum Autismus feierte seinen 5. Geburtstag und unser Inklusionsunternehmen inCLOU und das FASD Zentrum, das auf Hilfe für Kinder und Jugendliche mit fetaler Alkoholspektrumsstörung spezialisiert ist, konnten jeweils auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken“, so Woltermann- Hoffrichter weiter. Leider verhinderte die Corona-Pandemie größere Feierlichkeiten. Aber bei der Lebenshilfe Essen blickt man optimistisch in die Zukunft: „Wir werden all diese Feste nachholen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und dann stoßen wir auf alle an, die diese globale Krise mit uns durchgestanden haben. Alle zusammen: Die gesamte Lebenshilfe Essen.“
Geraldine Klan
Info:
inCLOU
Lebenshilfe Essen gGmbH
Harkortstraße 63
45145 Essen
Telefon: 0201-10 229 000
www.lebenshilfe-essen.de/
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