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WeiterlesenGSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH hält Motoren-Werk instand / 170 Mitarbeiter in Thüringen / Komplette Ersatzteillogistik
Eine nigelnagelneue Autobahnabfahrt mitten in Thüringen. Schon von weitem sind die aneinandergereihten, anthrazitfarbenen Hallen im Gewerbepark zu sehen. In neutralen Buchstaben prangt auf jeder von ihnen „MDC“. Kein Logo. Keine glitzernde Verkaufsfassade. All das lässt nicht erahnen, dass hier das „Herz“ einer bekannten deutschen Automarke schlägt: Die Daimler AG montiert im Städtchen „Kölleda“ ihre Diesel- und Benzin-Motoren. Für nahezu alle Mercedes-Benz Pkw und Transporter aller Ausbaustufen, auch die sportliche Performance-Version „AMG“ mit über 380 PS.
Mittendrin ist die GSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH. Und das ist wörtlich zu nehmen: Die Arbeitsplätze befinden sich im Glasschlauch; von dort aus bietet sich links der Blick auf die AMG-Produktion in Handarbeit und rechts auf die durch Roboter automatisierte Fertigung. Als Dienstleister für MDC Power kommt GSN immer dann zum Einsatz, wenn an den Maschinen und Anlagen im Werk – sie setzen sich aus rund 2.000 Maschinen und Funktionseinheiten zusammen – etwas nicht läuft, also etwas repariert, gewartet, instandgesetzt oder überholt werden muss. „Am besten ist es, wenn die Instandhalter überwachend durch die Linien gehen oder im Büro ihre Planungen vorbereiten, weil dann alles reibungslos läuft und die Anlagen produzieren“, sagt Friedrich Schmid, Geschäftsführer von GSN. „Neben geplanten Tätigkeiten, dem so genannten produktionsbegleitenden Störungsdienst, zählt vor allem unsere laufende Beratung. Wir betreiben die komplette Instandhaltung nach der einschlägigen DIN 31051 und planen mit unserem Auftraggeber vorausschauend, wo wir tätig werden müssen, damit erst gar keine Ausfälle entstehen.“
Neuer 5-Jahres-Vertrag
Seit nunmehr 15 Jahren ist GSN ununterbrochen der Dienstleister für MDC und weiß ganz genau, was bei Bedienungsfehlern, Verschleiß, Materialfehlern, Unfällen, Störungen oder Stromausfall zu tun ist. Vor wenigen Wochen konnte GSN einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag als Werkvertragsdienstleister abschließen. „Wir sind sehr stolz darauf“, freut sich der Geschäftsführer Meinrad Hirlinger, „ohne die Leistung unseres Teams hier würde kein Motor das Werk verlassen.“ Jeder zweite Motor von Daimler wird in Kölleda montiert und direkt an die Montagebänder der Fahrzeug-Werke versandt. Die Arbeit der GSN-Instandhaltung ist daher elementar wichtig. „Wir haben nun doch schon eine lange Zeit unter Beweis gestellt, dass wir ein wichtiger Partner für Daimler sind“, so Hirlinger.
Als solcher kennt die GSN-Mannschaft die Produktionsprozesse der Zerspanung und der Montage bis ins kleinste Detail. Jede Motorenlinie hat ihren technischen Anspruch an die Instandhalter: In der einen Linie erfolgt sowohl die Zerspanung der Rohteile des Zylinderkopfs oder Kurbelgehäuses als auch deren Montage zum einbaufähigen Motor. In der nächsten Motoren-Linie liegt das Haupt-Augenmerk auf den logistischen Anlagen, der Schraub- und der Prüftechnik. Dort werden täglich in hoher Stückzahl Rumpfmotoren angeliefert und endmontiert: „Hier ist der Rumpfmotor immer der gleiche, es gibt aber derzeit rund aktive 150 Varianten, wie der Motor ausgebaut wird“, erläutert Standortleiter Joachim Peters. Ihre individuellen Anbauteile wie Turbolader, Ventile, Leitungen und Ladeluftkühler erhalten die Motoren an ihrer Lauf-Wagen-Einheit. An eine solche „LWE“ wird jeder Rumpfmotor vollautomatisch geschraubt und dann schwebend zur Montagelinie geführt.
Für Steuerung und Programmierung verantwortlich
„Dass die Fördertechnik der LWE-Bänder rund läuft und das Montagepersonal nahtlos Nachschub hat, ist eine unserer Aufgaben“, berichtet Franz Müller. Der 24-jährige Diplom-Ingenieur ist nach seinem dualen Studium bei GSN nun in der Instandhaltung tätig. Jeweils rund 30 Daimler-Mitarbeiter stehen an den drei Montagelinien, dicht an dicht schweben ihnen die Motoren zu. „Jeder Mitarbeiter hat seine bevorzugte Bearbeitungshöhe, die jede LWE automatisch einnimmt“, verrät Müller. Die nötige Steuerung und Programmierung liegt auch mit in der Verantwortung der GSN-Mannschaft.
„Neben Mechatronikern, Elektronikern, Meistern und Technikern brauchen wir deshalb auch IT-Fachleute“, erläutert Instandhaltungsleiter Sebastian Taubert. 170 Mitarbeiter, darunter sieben Azubis, sind in Kölleda tätig, einige von ihnen schon von Beginn im Jahre 2002 an. Nicht nur im Betrieb werden sie laufend qualifiziert, sondern auch bei den Anlagenherstellern selbst, die etwa die Montagelinien oder die Fördertechnik für Daimler gebaut haben. „Nur so wissen wir mit den Anlagen umzugehen und können eine störungsfreie Produktionskette garantieren“, verdeutlicht Taubert. Die Anforderungen seien hoch: „Wir müssen innerhalb von zwei Minuten vor Ort sein, eine 98-prozentige Verfügbarkeit der technischen Komponenten garantieren und die Null-Fehler-Rate von Daimler erfüllen.“ Hilfreich ist dafür auch die GSN-eigene Werkstatt mit Maschinen zum Drehen, Fräsen und Schweißen. So können Teile repariert oder nachgebaut werden. Zuständig ist GSN auch für die komplette Ersatzteil-Beschaffung und -Logistik. Taubert: „Hier braucht es Fingerspitzengefühl und vor allem Erfahrung: Lagerbestand – wir halten über 20.000 Positionen und damit Millionenwerte vor – sowie Preis-Leistung müssen optimal sein; die Bestellmenge darf nicht zu hoch sein, zugleich müssen aber die Lieferzeiten vorausschauend berücksichtigt werden.“
Fachkräfte "abgefischt"
Für ihre Dienstleistung braucht GSN also definitiv Fachkräfte, wobei im dünn besiedelten Gebiet rund um Kölleda industrielle Fachleute „abgefischt“ sind, wie es Standortleiter Peters zugibt. „Zudem konkurrieren wir mit unserem Auftraggeber selbst. MDC hat nicht nur über den Namen, sondern auch die beliebte Branche ‚Automobil‘ eine hohe Anziehungskraft.“ Und Bewerbern muss der Instandhaltungsleiter direkt noch etwas offenlegen: „Wenn das MDC-Personal spätestens Samstagmittag ins Wochenende startet, fängt unsere Arbeit erst an.“ Denn wenn die Bänder ruhen, werden umfangreichere Instandhaltungs- oder Wartungsarbeiten erledigt. Deshalb belohnt GSN seine Mitarbeiter vielfältig: Attraktive Schichtmodelle, Nebenlohnleistungen, Urlaub, Arbeitskleidung, Schulungen, „und seit wenigen Wochen ein neuer Haustarifvertrag, der allen Mitarbeitern faire, gleiche und aussichtsreiche Perspektiven bietet“, wie Meinrad Hirlinger berichtet (siehe Kasten).
Kölleda ist eine von zwei Niederlassungen der GSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH mit Hauptsitz im baden-württembergischen Rottenburg-Hailfingen. Dort begann die Firmengeschichte 1992; heute beschäftigt GSN rund 300 Mitarbeiter in den Bereichen Überholung von Maschinen und Umbauten von Produktionsanlagen. Auch in Mexiko sind 30 GSN-Mitarbeiter in der Instandhaltungsdienstleistung tätig, Tendenz: wachsend. Meinrad Hirlinger freut sich über diese Perspektiven, aber: „Deutschland mit seinem steigenden Lohnniveau und immer neuen Vorschriften, Verordnungen und Erlassen ist leider für Dienstleister eine schwieriges Terrain.“ Sein Unternehmen belaste vor allem die ausufernde Regelungswut. „Wir arbeiten 24 Stunden an sieben Tagen. Immer mehr Aufwand erfordert es, die umfassenden Regularien mit den typischen Anforderungen einer Instandhaltung in Einklang zu bringen. Hohe zeitliche und technische Flexibilität sind Voraussetzungen für unser Dienstleistungsmodell“, führt Hirlinger aus. Ein Trend aber könne aus Hirlingers Sicht für Deutschland und die Dienstleister im automobilen Umfeld Chancen bieten: Der Umbau der Montagelinien von Diesel- auf Elektro-Motoren. Ob auf der grünen Wiese Thüringens oder im Automobil-Mutterland Baden-Württemberg: GSN ist und bleibt mittendrin.
Jennifer Middelkamp
Info
GSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH
Rudolf-Caracciola-Straße1
99625 Kölleda
03635 4817150
www.gsn-service.com
GSN wurde Anfang 2016 Mitglied des Unternehmerverbandes Dienstleistungen. Geschäftsführer Meinrad Hirlinger erläuterte: „Zum einen verlangte unser Auftraggeber, dass wir für unsere Mitarbeiter tarifliche Lösungen haben. Zum anderen versuchen die Gewerkschaften, alle Firmen entlang der automobilen Wertschöpfungskette an Tarife zu binden. Für diese Herausforderung wollten wir einen Unternehmerverband an unserer Seite wissen, der unsere Art von Geschäft versteht.“
Hier kam der Tarifexperte des Unternehmerverbandes, Rechtsanwalt Peter Wieseler, ins Spiel. Während die IG Metall die Anerkennung des flächendeckenden Metall-Tarifes anstrebte, entwickelte er für GSN einen Manteltarifvertrag und einen Entgelt-Rahmen-Tarifvertrag, der sich an der Branche der Industrieservice-Unternehmen orientiert. Wieseler: „Das wichtigste Ziel war, mit dem Tarifabschluss die Konkurrenzfähigkeit unseres Mitgliedes zu sichern. Insoweit haben wir ein gutes Verhandlungsergebnis erzielt.“ Hirlinger stimmt zu: „Wir haben gründlich, ausdauernd und mit viel Energie verhandelt. Unser Tarifvertrag bietet nun die gute Balance zwischen den notwendigen Regelungen für die Arbeitnehmer und der Planungssicherheit für uns als Arbeitgeber. Wir haben uns vom Unternehmerverband Dienstleistungen sehr gut beraten gefühlt.“
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