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WeiterlesenSTART NRW bringt Arbeitslose in Beschäftigung / Qualifizieren statt kündigen / 2.600 Zeitarbeiter NRW-weit
Ja, das Unternehmen START NRW GmbH hat einen arbeitsmarktpolitischen Auftrag. Ja, es steht im Wettbewerb zu anderen privaten Personaldienstleistern. Und ja, es ist konkurrenzfähig auf dem Markt. Aber: Nein, es ist nicht öffentlich subventioniert! Mit diesen vier Statements würde der Vorsitzende der Geschäftsführung Wilhelm Oberste-Beulmann vermutlich jedes Gespräch schon beim Handschlag beginnen. Die START NRW GmbH, die bis Ende des vergangenen Jahres noch unter „START Zeitarbeit NRW GmbH“ firmierte, integriert Arbeitslose sozialverträglich über die Arbeitnehmerüberlassung dauerhaft in den Arbeitsmarkt.
Zwei Grundsätze gibt es in der NRW-Zentrale in Duisburg und an allen 28 Standorten im Land: Die Übernahme der Zeitarbeitnehmer ist ausdrücklich erwünscht; und zweitens: qualifizieren statt kündigen. „Damit sägen wir an dem Ast, auf dem wir selbst sitzen“, weiß Oberste-Beulmann selbstverständlich. Aber es sei nun mal „schizophrenes Ziel“, über den Drehtüreffekt zuvor Arbeitslose dauerhaft in Beschäftigung zu bringen. Und es gibt noch andere, wesentliche Unterschiede zu den privaten Mitbewerbern: keine Übernahme-Prämie für den Entleiher, eine Beschäftigungsgarantie für die Zeitarbeitnehmer und eine übertarifliche Entlohnung.
Das deutschlandweit bis heute einmalige Modell wurde 1995 gegründet und hat heute 28 Niederlassungen mit 2.600 Zeitarbeitnehmern, 350 Azubis und 184 internen Mitarbeitern. Dahinter stehen elf Gesellschafter, unter ihnen Städte, das Land NRW sowie Arbeitgeberverbände, Gewerkschaft und Kirche. Sie erwarten keine Gewinnausschüttung, sodass das Geschäftsmodell trotz großer Investitionen – rund fünf Millionen fließen jährlich in Qualifizierung, Ausbildung und Gesundheitsförderung – funktioniert. „Wir wollen über die Zeitarbeit Geld verdienen, aber alle Überschüsse fließen in die Rücklagen oder werden direkt investiert“, erläutert der Vorsitzende der Geschäftsführung. Oberste-Beulmann, der seit 1997 beim Unternehmen ist, ist auch in der Verbandswelt der Personaldienstleister engagiert. „Die Branche sieht unser Modell positiv. Einige haben sich bei uns abgeschaut, dass es sich nicht ausschließt, sondern vielmehr rechnet, gleichzeitig zu qualifizieren und zu beschäftigen.“ Und die 20-jährige NRW-Bilanz kann sich sehen lassen: Über 41.000 Zeitarbeiternehmer wurden eingestellt, 18.000 Mal ist die Übernahme in den Entleihbetrieb geglückt.
Duisburg ist einer der größten Standorte – als elftgrößte deutsche Stadt gibt es hier hohe Arbeitslosenzahlen. „Hier gibt es aber vor allem eine hohe Zahl guter, motivierter, lernbereiter und williger Mitarbeiter“, entkräftet Guido Röckmann, der die START-Niederlassung in Duisburg leitet, als allererstes jegliche Vorurteile. Den derzeit 265 Zeitarbeitnehmern gibt er mit seinen sieben Mitarbeitern durch intensive Begleitung und Vorbereitung die Chance auf eine feste Beschäftigung. „Wir sind Lotse, Vermittler, Matcher, Lenker und Betreuer zugleich“, bringt Röckmann seine Arbeit an der Schnittstelle zwischen Arbeitssuchenden und Unternehmen auf den Punkt.
In Duisburg etwa gibt es große Betriebe, die feste Partner von START sind. Sie geben ihren Bedarf an, und START sucht über die Arbeitsagentur passende Bewerber. „Das sind Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose, Berufsrückkehrer, Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen über 50 und auch die wachsende, arbeitslose Generation um 25 Jahre“, zählt Röckmann auf. „Auf dem Papier haben viele von ihnen keine Chance. Wir erleben es oft, dass die Bewerber genau an die Betriebe ihre Bewerbungsunterlagen erfolglos verschickt haben, in die wir sie später vermitteln.“ Woran es vielfach mangelt, weiß Röckmann: Alter, Dauer der Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund sind Vermittlungshemmnisse; „aber auch ganz persönliche Dinge. Sie sind Bewerbungsgespräche nicht gewohnt, haben Angst, sich für Lücken in der Erwerbsbiographie rechtfertigen zu müssen, oder wissen schlicht nicht, wie sie sich präsentieren müssen.“
Der große Vorteil von START ist, dass er die Kundenbetriebe ganz genau kennt und deshalb je nach Bedarf in den Unternehmen in die richtige Kerbe schlagen kann: „Wir können uns viel mehr Zeit mit jedem einzelnen Bewerber nehmen als etwa die Arbeitsagentur. So decken wir die Talente auf, die genau zur Tiefe des Arbeitsplatzes im Unternehmen passen“, erklärt Röckmann. Hinzu komme eine große Palette an Qualifizierungsmaßnahmen. START hat nicht nur einen eigenen „Tarifvertrag Qualifizierung“ mit Gewerkschaften abgeschlossen, sondern kennt öffentliche Förderprogramme, passende Weiterbildungsträger, verkürzte IHK-Ausbildungen für praktisch Begabte oder innerbetriebliche Weiterbildungsmöglichkeiten. „So können wir die Qualifizierung ganz genau auf den Bewerber und die geforderten Qualifikationen abstimmen“, erläutert Wilhelm Oberste-Beulmann.
Vor allem mit der Qualifizierung durch Führerscheine verschiedenster Klassen hat man am Duisburger Standort gute Erfahrungen gemacht. Busfahrer, Führer von Brücken bzw. kanzelgesteuerten Kränen, Triebfahrzeugführer und Lokführer. Oberste Beulmann berichtet: „Als wir 2009 die ersten zwölf Arbeitslosen zu Lokführern ausgebildet haben, wurden wir dafür als der ‚Jim Knopf‘ von Duisburg belächelt. Mittlerweile haben wir 65 Arbeitslose dahingehend qualifiziert und auch vermittelt. Das zeigt: Man muss andere Wege wagen und dann auch gehen.“ Am Stahlstandort Duisburg gibt es zudem gefragte Berufsbilder und Einsatzgebiete wie Energieanlagenelektroniker, Zerspanungsmechaniker, Steuerungstechniker, Lagerlogistiker, Schweißer, Schlosserhelfer und Maler. „Wir wollen natürlich nicht ins Leere reinqualifizieren, sondern stimmen uns schon sehr konkret mit dem Arbeitgeber ab“, erläutert Röckmann.
Besonderes Augenmerk legt das Unternehmen auf unversorgte Jugendliche unter 25 Jahren. Sie werden in Betrieben in der so genannten „Partnerschaftlichen Ausbildung“ ausgebildet. START übernimmt maximal 50 Prozent der Ausbildungsvergütung sowie die gesamte Administration – von Schule über Prüfung bis hin zur Nachhilfe –. „Voraussetzung bei den Unternehmen ist, dass sie erstmals oder über Bedarf ausbilden“, erläutert Oberste-Beulmann das Konzept. Auch dieses Modell ist erfolgreich: 65 Prozent der Teilnehmer seien in Beschäftigung übernommen worden. Und wenn keine Übernahme möglich ist, erhalten die ehemaligen Auszubildenden eine Übernahmegarantie durch START.
Künftig wird das Geschäft von START neben der Ausbildung und Zeitarbeit noch auf der dritten Säule „Transfer“ fußen. Hierzu verschmolz das erworbene Transfer-Unternehmen TraQ aus dem Hochsauerlandkreis jüngst mit START. NRW-weit können Firmen ihren Beschäftigten so statt der Entlassung eine Perspektive bieten.
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