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WeiterlesenDie Binnenschifffahrt strebt zu neuen Ufern. Bargelink.com hilft dabei
Die Potenziale der Binnenschifffahrt sind groß. Dafür, dass sie auch erkannt und nutzbar gemacht werden, sorgt das in Xanten beheimatete Unternehmen Bargelink. Der Begriff „barge“ bedeutet im Englischen so viel wie Frachtkahn oder Binnenschiff. Unter www.bargelink.com findet sich dementsprechend der „Link“ zum Marktplatz der europäischen Binnenschifffahrt. Verlader, Reedereien, Befrachter und Partikuliere können auf der Internetplattform ihre Partner finden. Freie Transportkapazitäten der Binnenschifffahrt werden auf Bargelink.com angeboten. „Für alles, was nicht flüssig ist, finden Interessenten auf unserer Seite das passende Binnenschiff“, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens, Axel Götze-Rohen. Bargelink ist ein Marktplatz der Kontakte und Chancen und keine Frachtenbörse, bei denen es meist darum geht, wer der billigste ist.
Über 2.000 Schiffe werden Monat für Monat bei Bargelink angeboten. Dabei spiegeln die dort beworbenen Kapazitäten die Vielfalt der Binnenschifffahrt wieder: Von 300 Tonnen bis über 8.000 Tonnen Ladung können die Schiffe aufnehmen. Die „Bargelink-Flotte“ hat eine Gesamtkapazität von knapp fünf Millionen Tonnen. Dem gegenüber stehen die Ladungen, die über das System angeboten werden. Ein aktueller Blick auf drei Ladungsangebote zeigt exemplarisch die Möglichkeiten: „3000 Tonnen Getreide von der Mosel nach Antwerpen“, „1000 Tonnen Stahl vom Niederrhein nach Nordfrankreich“ oder „1400 Tonnen Kies vom Oberrhein nach Münster“. Bis zu 500.000 t Güter werden so monatlich über Bargelink.com angeboten. Der Kontakt zwischen Verladern und Binnenschiffen findet dabei direkt und ohne Umwege statt.
Rund 6.000 Binnenschiffe befahren die europäischen Wasserstraßen. Die Niederlande machen ihrer Tradition als Handelsnation alle Ehre und stellen die größte Flotte in Europa. Die Holländer allein verfügen über ein Wasserstraßennetz von einer Länge von über 5.000 Kilometern. Zum Vergleich: das wesentlich größere Nachbarland Deutschland kommt auf rund 7.300 Kilometer Wasserstraßen.
„Leider sind die enormen Potentiale der Binnenschifffahrt noch nicht überall bekannt. Die Branche arbeitet einfach geräuschlos“, gibt Götze-Rohen zu bedenken. Denn egal, ob die Bahn streikt oder der LKW im Stau steht, das Binnenschiff läuft fast immer – und im Vergleich sehr leise. „Die Zuverlässigkeit und die exakte Planbarkeit ist die Stärke des Transports auf dem Wasserweg“, ist Götze-Rohen überzeugt. Und in der Tat: Mit welchem anderen Verkehrsmittel kann man so minutiös Ankunft und Abfahrt planen? Eis, zu viel oder zu wenig Wasser, das kann in Extremfällen die Binnenschifffahrt bremsen. Doch das sind die Ausnahmen. Die Regel heißt: Volle Kraft voraus.
Doch wie reagiert die Branche auf die kritische Nachfrage nach dem mit durchschnittlich 10 km/h relativ langsamen Binnenschiff? „Just in time ist wichtiger als schnell“, so Götze-Rohen. Es käme bei den Warenkreisläufen heutzutage darauf an, mit seiner Ladung zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. „Und dass ein Binnenschiff mit 2.500 t Tragfähigkeit ca. 100 LKW ersetzt, ist auch ein enormer ökologischer Vorteil. Die Binnenschifffahrt ist gerade bei Massengut und Containern absolut wettbewerbsfähig“, erläutert Götze-Rohen.
Die Branche tut sich trotzdem schwer im Wettbewerb der Verkehrsträger. Woran liegt’s? „Es gibt nach wie vor ein verstaubtes Image der Binnenschifffahrt“, ist Götze-Rohen, der auch als Journalist in Fachmagazinen der Binnenschifffahrt veröffentlicht, überzeugt. Mit der Realität habe das aber schon lange nichts mehr zu tun. „In den letzten Jahren hat es eine beispiellose Modernisierung des Sektors gegeben“, so Götze-Rohen. Motoren, Antriebe, Telematik - moderne Binnenschiffe müssen keinen Vergleich mit anderen Transportmitteln scheuen. Doch nicht nur technologisch ist die Binnenschifffahrt auf der Höhe der Zeit oder ihr sogar voraus. Auch mit Blick auf die Kapazitäten werden die Potentiale deutlich. „Kein anderer Verkehrsträger verfügt über so viele freie Kapazitäten. In keinem anderen Logistik-Sektor ist das weitere Wachstum so umweltverträglich und ressourcenschonend möglich“, weiß Götze-Rohen.
Doch Götze-Rohen schwebt gar nicht das „Entweder-Oder“ bei den Verkehren zu Lande, zu Wasser und in der Luft vor. „Wir brauchen eine intelligente Verzahnung“, so der gelernte Schifffahrtskaufmann, der nicht nur die Binnenschifffahrt und ihre Entwicklung wie seine Westentasche kennt. Bevor er die Geschäftsführung bei Bargelink übernahm, war er zwei Jahre für die damalige DB Cargo Ag tätig. Bereits dort hat er an der Kombination von Schiff und Bahn gearbeitet. Götze-Rohen weiß deswegen, was noch immer das Grundübel der Logistik ist: „Schiene macht Schiene. Schiff macht Schiff. LKW macht LKW. Doch zu wenig Akteure denken über ihren Verkehrsträger hinaus.“
Lange hatte die Binnenschifffahrt den Ruf eher traditionell zu sein. Modernes Prozessdenken war eher die Ausnahme. Damit hatte Bargelink beim Start selbst zu kämpfen. „Der Start war mühsam und zäh. Kaum jemand in der Branche gab dem Markplatzes eine Chance. „Drei Jahre hat es gedauert, bis wir über den Berg waren“, beschreibt Götze-Rohen seinen damaligen Einsatz. 2003 hat er das Unternehmen im Management-buy-out übernommen. Heute sind sich alle relevanten Marktakteure auf der Plattform vertreten und vermarkten online ihre Mengen und Kapazitäten. Bargelink.com ist heute aus der Welt der Binnenschifffahrt nicht mehr wegzudenken.
Zwar schafft es die Plattform die Transportmöglichkeiten auf den innereuropäischen Wasserwegen anschaulich zu machen, jedoch bleibt die Branche nach wie vor weitgehend unter sich. Vor allem Reedereien und Partikuliere nutzen Bargelink.com. Verlader aus Industrie und Handel nutzen die Transportmöglichkeiten der Binnenschifffahrt noch zu wenig. „Die Marktstruktur ist immer noch sehr vielschichtig. Die Schiffe müssen näher an die Kunden ran. Mit unserem System bringen wir Schiffseigner und Verlader einfach, schnell und sicher zusammen. Bargelink ist so etwas wie eine moderne Datingsite für die „nasse“ Logistik“, so Götze-Rohen. Dabei hat er vor allem die mittelständische Wirtschaft im Blick. Nicht zuletzt deswegen engagiert sich Bargelink auch im Unternehmerverband. „Das Logistik-Netzwerk ausbauen, darauf kommt es an“, sagt Götze-Rohen.
Doch der 52-jährige weiß, dass man dabei über den Verkehrsträger hinaus denken muss. Deswegen betreibt er nicht nur Bargelink.com, sondern auch Railcargo-Online.com für den internationalen Schienengüterverkehr. Auch für den Transport mit Güterzügen gilt nämlich: Die Potentiale sind längst noch nicht hinreichend entdeckt. “Allein in Deutschland gibt es neben dem „roten“ Riesen DB Schenker Rail über 100 leistungsfähige Güterbahnen“, führt Götze-Rohen aus. Darunter seien viele Eisenbahnen, die besonders auf die Bedürfnisse des Mittelstandes eingehen würden und auch für kleinere Mengen interessante Logistikkonzepte entwickeln könnten.
Doch wenn in der Vernetzung der Verkehrsträger die Zukunft liegt, dann gehören doch die beiden Portale für die Binnenschifffahrt und den Schienengüterverkehr unter ein Dach? „Exakt! Darum arbeiten wir derzeit an Cargo-Platform.com. Das neue Portal soll die Potentiale der beiden umweltfreundlichen Verkehrsträger unter einem Dach vereinen. Cargo-Platform.com soll ein virtueller Bahnsteig (engl. platform) für Logistiker und Verlader werden. Dort können diese dann zwischen Schiff und Zug wählen - oder beide kombinieren“, beschreibt Götze-Rohen seine Vision.
Matthias Heidmeier
Dieser Text erschien in der Ausgabe 1/2015 der Verbandszeitung [unternehmen!].
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