Bilanz des Ausbildungsjahres 2019 und Situation auf dem Ausbildungsmarkt zum 30. September 2019

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat Ende Oktober die Zahlen zur Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt zum Stand 30.09.2019 – also dem offiziellen Ende des Vermittlungsjahres 2018/19 – veröffentlicht.

Zentrale Daten für NRW:

Kurzbewertung der aktuellen Daten durch unternehmer nrw:

2019 setzt sich der Trend der letzten Jahre mit steigenden betrieblichen Ausbildungsplatzzahlen und zunehmenden Besetzungsproblemen der Betriebe fort.

Bemerkenswert ist, dass bei den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsplätzen (116.122) das hohe Niveau des Vorjahres nochmals übertroffen wurde. Hier ist ein Plus gegenüber 2018 von +4,5 % zu verzeichnen. Damit ist der höchste Stand seit 18 Jahren erreicht. Im Vergleich von 2009 mit 2019 ist sogar ein Zuwachs bei den betrieblichen Ausbildungsplätzen von rund +38 % zu verzeichnen. Von einem nachlassenden Ausbildungsengagement der NRW-Wirtschaft kann also keinesfalls gesprochen werden.

Die Zahl der Ausbildungsbewerber ist auch 2019 zurückgegangen, um -4 % auf 128.508. Auch damit setzt sich ein mittelfristiger Trend fort: Zwischen 2009 und 2019 ist die Zahl der Bewerber um -6,6 % zurückgegangen. Steigend ist hingegen die Zahl der Bewerber mit Fluchthintergrund: Von den insgesamt 128.508 Bewerbern hatten 2019 9.580 einen Fluchthintergrund, das sind 7,5 %. Im vergangenen Jahr waren es 9.090 Bewerber mit Fluchthintergrund – ein Anteil an allen Bewerbern von 6,8 %.

Insgesamt haben sich die Chancen junger Menschen auf Ausbildung in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dies macht der bereits erwähnte Vergleich 2009 und 2019 deutlich: Während die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplätze in diesem Zeitraum um +38 % gestiegen ist, ist die Zahl der Bewerber um -6,6 % zurückgegangen. Weniger Ausbildungsbewerber stehen also deutlich mehr Ausbildungsplätzen gegenüber.

Diese verbesserten Chancen zeigen sich auch bei der Stellen-Bewerber-Relation: 2019 betrug sie in NRW 0,93 (119.931 Ausbildungsstellen insgesamt: 128.508 gemeldete Bewerber). 2018 lag sie noch bei 0,87, 2009 bei 0,69.

Das Matching und die Besetzung von Ausbildungsplätzen bleibt weiterhin eine große Herausforderung. Äußerst besorgniserregend ist, dass die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auch 2019 im Vorjahresvergleich zugenommen hat, wenn auch nicht ganz so stark wie 2018. Gleichwohl hat sie erstmals die 10.000er-Marke überschritten mit 10.100 unbesetzten Plätzen. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Zahl der unbesetzten Plätze damit mehr als vervierfacht (2009: 2.270). Gleichzeitig ist 2019 auch die Zahl der unvermittelten Bewerber im Vorjahresvergleich gestiegen, nachdem sie im vergangenen Jahr gesunken war. Zum 30.9. stehen den 10.100 unbesetzten Ausbildungsplätzen dennoch deutlich weniger unvermittelte Ausbildungsbewerber (7.370) gegenüber – ein Verhältnis von 1,37 (2018: 1,35).

Das Qualifikationsniveau der unvermittelten Bewerber bleibt gemessen am Schulabschluss auch in diesem Jahr relativ hoch ist. So weisen von den 7.370 unvermittelten Bewerbern rund 37 % die Fachhochschul- oder allgemeine Hochschulreife auf. Es ist also keineswegs so, dass vor allem Schulabgänger mit niedrigeren Abschlüssen keinen Ausbildungsplatz finden. Eine Erklärung ist, dass Bewerber mit höheren Schulabschlüssen besonderen Wert auf den Wunschberuf legen und ggf. auch eine längere Suche in Kauf nehmen.

Die Schwierigkeiten beim Matching zwischen Bewerbern und Ausbildungsplätzen zeigen sich auch 2019 wieder sowohl in regionaler wie auch in beruflicher Hinsicht. So gibt es Regionen mit mehr gemeldeten Ausbildungsplätzen als gemeldeten Bewerbern (z.B. Bonn, Köln, Münster, Borken, Olpe, Siegen-Wittgenstein, Soest) und solche mit umgekehrten Vorzeichen (z.B. Euskirchen, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Lippe, Hagen, Herne).

Allerdings zeigt sich auch an dieser Stelle die verbesserte Ausbildungssituation: So weisen 2019 19 Regionen eine Stellen-Bewerber-Relation größer/gleich 1 auf, 2018 waren es 15 Regionen, 2017 nur 12 Regionen. Auf der anderen Seite weisen 2019 nur noch 2 Regionen eine Stellen-Bewerber-Relation kleiner/gleich 0,6 auf, 2018 waren es noch 5 Regionen, 2017 9 Regionen.

Berufsbereiche, die mehr Plätze als Bewerber aufweisen, sind z.B. Kunststoff-/Kautschukherstellung/-verarbeitung, Metallbearbeitung, Feinwerk- und Werkzeugtechnik, Mechatronik und Automatisierungstechnik, Energietechnik, Hoch- und Tiefbau, Informatik, Lebensmittelherstellung, Kaufleute Verkehr + Logistik, Fahrzeugführer im Straßenverkehr, Verkauf von Lebensmitteln, Hotellerie + Gastronomie, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, Medizin-, Orthopädie- + Rehatechnik.

Ein Nachfrageüberhang ist z.B. in den Berufsbereichen Tierpflege, Technische Mediengestaltung, Immobilienwirtschaft/Facility-Management, Tourismus + Sport, Veranstaltungsservice + -management, Raumausstattung, Veranstaltungs-/Kamera-/Tontechnik zu verzeichnen.

Hinweise:
Am 11. Dezember werden die Daten zu den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen veröffentlicht. Diese komplettieren dann das Bild vom Ausbildungsmarkt 2019.
Die monatliche Berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit, dann für das Vermittlungsjahr 2019/20, setzt wieder im März 2020 ein (erste Veröffentlichung am 31.03.2020).

In der Anlage erhalten Sie zu Ihrer Information folgende Unterlagen zur aktuellen Situation auf dem Ausbildungsstellenmarkt:

 

 

Kontakt
RA Wolfgang Schmitz
Dipl.-Volksw. Elisabeth Schulte
0203 99367-125
schulte(at)unternehmerverband(dot)org

 

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