Von der Steinzeit in eine enkeltaugliche Pflege

Mitglieder des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung diskutierten im Skills Lab über die Zukunft der Pflege

Wie wollen und wie können wir in Würde altern? Über alle Facetten dieser Frage – Zukunft der Pflege, den Reform(un)willen der Politik, den Bürokratie- und Abrechnungswahnsinn der Kassen und die Ethik des Berufsstandes – diskutierten nun Führungskräfte im Skills Lab. Dieses Zukunftslabor für die Pflege hat die STELLA VITALIS GmbH eingerichtet, ein privater Dienstleister für Altenhilfe mit Hauptsitz in Dinslaken. Zum Treffen dort hatte der Unternehmerverband Soziale Dienste und Bildung seine Mitglieder eingeladen. Der bundesweite Arbeitgeberverband mit Sitz in Duisburg hat sich darauf spezialisiert, die Arbeitsbedingungen mit und ohne Tarifbindung zu gestalten.

Was man im Skills Lab erleben darf, ist beeindruckend. Ein Beispiel: Der Boden des Pflegezimmers ist mit Sensoren ausgestattet, sodass Bewegungen am Bildschirm visualisiert werden. „Tagsüber werden Stürze sofort erkannt und nachts muss die Fachkraft nicht alle Zimmer zeitraubend ablaufen und die Menschen damit teils auch im Schlaf stören“, schildert Marvin Schell, Head of Business Development bei der STELLA VITALIS GmbH, die Vorteile. Diese technische Neuerung, die das Leben im Alter ernsthaft verbessert wie auch die Bedingungen für die Beschäftigten, scheitert derzeit, wie Elisabeth Schulte, Geschäftsführerin des Unternehmerverbandes Soziale Dienste und Bildung, erläutert: „Die technischen und digitalen Tools sind da, häufig allerdings auch die Kostenschranke, weil das von den Kranken- und Pflegekassen nicht refinanziert wird.“ 

Dass es am Geld scheitert, ist besonders unbefriedigend, weil der Sensor-Boden ein gutes Beispiel dafür ist, gleich ein zweites Problem anzugehen. „Hightech kann Beschäftigte entlasten. Das hilft gegen den Fachkräftemangel“, verdeutlicht Schulte. Genau das macht auch der „Care Table“: Der fahrbare Multitouch-Tisch vereint Spielekonsole, Videokonferenzen mit Angehörigen, Gottesdienst, virtuelle Reisen, Musikinstrumente und noch viele Anwendungen mehr, wie Schell vorführte. „Außerdem haben wir auf dem Care Table die Inkontinenz-Sprechstunde integriert. Das entlastet den Versorgungsprozess enorm.“ Schulte betont: „Solche Technik soll und kann nie Ersatz für menschliche Nähe sein. Sie ermöglicht den Fachkräften aber genau dies: Sich auf menschliche Zuwendung zu konzentrieren, weil sie von anderen Tätigkeiten befreit sind.“

Bei allen technischen Möglichkeiten, da waren sich die Mitglieder des Unternehmerverbandes einig, müssen die Beschäftigten im Fokus bleiben. Schulte: „Die Pflegenden sind meist nicht so technik-affin wie etwa Beschäftigte in der Industrie. Ihnen die Vorteile aufzuzeigen und bei den Veränderungen mitzunehmen, ist wichtig.“

Bei der derzeit diskutierten Pflegereform bemängelt Elisabeth Schulte, dass vor allem die mehr zahlen sollen, die jung sind und arbeiten, „über höhere Pflegeversicherungs-Beiträge ebenso wie über Sozialhilfe der Kommunen, die ja letztlich auch über Steuereinnahmen von den Bürgerinnen und Bürgern finanziert wird“. Sie appelliert: „Würdevolles Altern muss uns etwas wert sein. Ein höheres Bewusstsein für finanzielle Eigen-Vorsorge ist deshalb unerlässlich. Dafür muss die Politik aber die Rahmenbedingungen schaffen, beispielsweise durch positive Realzinsen.“

Mehr zum Thema erfahren Sie online: Im Interview erläutert Marvin Schell z. B. auch, warum digitalisierte Trinktassen, die die getrunkene Wassermenge automatisch im Trinkprotokoll dokumentieren, nicht die Lösung sind. https://www.unternehmerverband.org/unternehmen/ausgaben-2023/von-der-steinzeit-in-eine-enkeltaugliche-pflege/

Elisabeth Schulte und Marvin Schell am Care Table, der aus Sicht des Pflege-Experten einen realistischen und aktuell erreichbaren Gamechange für Prozessentwicklung in der Pflege darstellt. (Foto: Unternehmerverband)
Zukunft der Pflege: Der Unternehmerverband Soziale Dienste und Bildung tagte im Skills Lab, das die STELLA VITALIS GmbH mit Hauptsitz in Dinslaken eingerichtet hat. (Foto: Unternehmerverband)

Ansprechpartner

Christian Kleff

Geschäftsführer "Wirtschaft für Duisburg" und Geschäftsführer Kommunikation

Telefon: 0203 99367-225

E-Mail:kleff(at)unternehmerverband(dot)org

Jennifer Middelkamp

Regionalgeschäftsführung Kreise Borken / Kleve und Pressesprecherin

Telefon: 0203 99367-223

E-Mail:middelkamp(at)unternehmerverband(dot)org

Geraldine Klan

Referentin

Telefon: 0203 99367-224

E-Mail:klan(at)unternehmerverband(dot)org

Avelina Desel

Mitarbeiterin Kommunikation und Marketing

Telefon: 0203 99367-205

E-Mail:desel(at)unternehmerverband(dot)org