Schuldzuweisungen völlig fehl am Platz

Unternehmerverband: Politik, Wirtschaft und Schulen sollten an einem Strang ziehen

Die Unternehmen in der gesamten Region engagieren sich weiterhin auf hohem Niveau für Ausbildung. Nachdem sie in den vergangenen Jahren ihr Angebot an Ausbildungsplätzen gesteigert haben, wurde NRW-weit 2016 sogar der höchste Stand seit 14 Jahren erreicht. „2017 haben die Unternehmen in NRW rund 105.000 betriebliche Ausbildungsplätze angeboten und damit das hohe Niveau aus dem Vorjahr gehalten“, sagt Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft des Unternehmerverbandes, zu den jüngst von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Zahlen.

Der gleiche Trend sei insgesamt auch auf dem Ausbildungsmarkt in der Region zu beobachten, allerdings mit zum Teil großen lokalen Unterschieden. Rein rechnerisch stehen Bewerbern in Duisburg, Oberhausen und Mülheim weniger offene Lehrstellen gegenüber als in benachbarten Städten und Kreisen. Es sei allerdings eine Verzerrung der Realität, hier von einem „Ausbildungsnotstand“ zu sprechen. „Zentrales Problem auf dem Ausbildungsmarkt ist, dass Wunschort und Wunschberuf immer seltener mit dem vorhandenen Ausbildungsangebot vereinbar sind“, so Lison. Bewerber müssten eine größere Flexibilität und Mobilität zeigen als bisher. An den Stadtgrenzen endet der Ausbildungsmarkt längst nicht.

„Für diese Flexibilität bei der Berufswahl müssen wir gemeinsam werben, statt uns gegenseitig die Schuld für fehlende Ausbildungsplätze zuzuweisen“, meint auch der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, Wolfgang Schmitz und sagt weiter: „Rein rechnerisch könnten jeder Interessierte in NRW aktuell noch einen Ausbildungsplatz bekommen.“ Daher sei es umso wichtiger, bereits in der Schule eine professionelle Berufsorientierung anzubieten, mit der junge Menschen über zukunfts- und marktfähige Berufe informiert würden. „Hierfür müssen Politik, Wirtschaft und Schulen an einem Strang ziehen“, erklärt Schmitz.

Der Unternehmerverband warnt aber auch davor, die Probleme der heimischen Unternehmen, insbesondere der Industrie, bei der Ausbildungsfrage zu übersehen. Aktuelle Konjunkturdaten dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass Teile der Industrie große Probleme haben. „Wir haben aus gutem Grund in Städten wie Duisburg und Mülheim an der Ruhr Standortinitiativen gemeinsam mit Partnern in Politik und Gewerkschaften auf den Weg gebracht. Gerade die Industrie braucht mehr Rückenwind, dann schafft sie auch Ausbildungsplätze“, so Lison.

Auch das Problem der vielen nicht geeigneten Bewerber dürfe nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden, ergänzt Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz. „Wir haben den direkte Draht zu den Personalabteilungen und wissen, dass viele Bewerber die absoluten Mindeststandards nicht erfüllen – und da reden wir nicht über schlechte Noten, sondern über grundsätzliche Defizite“, berichtet Schmitz.

„Wir werben bei den Unternehmen intensiv für die duale Ausbildung. Allein schon der sich verschärfende Fachkräftemangel macht das Ausbildungsengagement alternativlos. Doch wir müssen schon genau hinschauen, wo die Probleme wirklich liegen“, so Heinz Lison abschließend.

Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft

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