„Der doppelte Abiturjahrgang ist ein Glücksfall für die Region“

Der Unternehmerverband lud Lehrerinnen und Lehrer zur Podiumsdiskussion „Doppelabiturjahrgang – Chaos oder Chance?“

Trotz der großen organisatorischen Herausforderung, der doppelte Abiturjahrgang 2013 scheint aus Sicht der Akteure auf dem Ausbildungsmarkt zuallererst eine Chance zu sein. Das machte jetzt eine Podiumsdiskussion im HAUS DER UNTERNEHMER klar. Als Chance wird der Doppel-Abiturjahrgang vor allem deshalb gesehen, weil in der Wirtschaft hochqualifizierte Fachkräfte händeringend gesucht werden. Der Unternehmerverband hatte zur Podiumsdiskussion vor allem die Mitglieder seiner Arbeitskreise Schule/Wirtschaft, also Pädagogen aus den weiterführenden Schulen der Region, eingeladen. Die Resonanz mit über 70 Teilnehmern zeigte, dass der Informationsbedarf in Sachen Doppel-Abiturjahrgang 2013 noch groß ist.

Der stellvertretende Vorsitzende der Landeselternschaft der Gymnasien NRW, Ralf Leisner, stellte kritisch die Frage, ob es wirklich gelingen werde, die hohen Absolventenzahlen bei den Gymnasien aufzufangen. Schließlich seien notwendige Investitionen, vor allem in die Hochschulen, aus seiner Sicht nicht hinreichend getätigt worden. „Ich frage mich aus diesem Grund auch, ob es wirklich sinnvoll war, die Abschaffung der Studiengebühren zu beschließen. Den Hochschulen fehlen nun wichtige Finanzmittel“, so Leisner. Prof. Dr. Eberhard Menzel, Präsident der Hochschule Ruhr West, gab sich aber trotz dieser Bedenken optimistisch: „Wir hatten ja seit 2008 Zeit, uns vorzubereiten. Es ist viel in Gebäude und Personal investiert worden.“

Für die Wirtschaft machten Jens Reimann, kaufmännischer Leiter des Unternehmens Lenord, Bauer & Co. GmbH aus Oberhausen sowie Thomas Wischermann, gewerblicher Ausbildungsleiter bei MAN Diesel & Turbo SE ebenfalls mit Sitz in Oberhausen deutlich, dass die Anforderungen an den Nachwuchs bei ihnen hoch sind. „Bei dem Wert der Maschinen und Anlagen, die wir herstellen, können wir uns einfach nicht erlauben, die Einstellungsstandards zu senken. Wir brauchen für die verantwortungsvollen Tätigkeiten bei uns Bewerber, die den Aufgaben gewachsen sind. Mit Sorge sehe ich, dass viele Schulabgänger als nicht ausbildungsfähig gelten“, so Wischermann. Insofern komme den Firmen der doppelte Abiturjahrgang natürlich auch entgegen. Mit großer Sorge blickte Wischermann auf die Forderung der IG Metall nach einer Übernahmegarantie für Auszubildende. Bei einer Umsetzung würden nicht nur wichtige Anreize für Motivation und Engagement wegfallen. Wischermann prognostizierte zudem, dass dann kein Unternehmen mehr über den eigenen Bedarf ausbilden werde. Das Ergebnis wäre weniger Ausbildung in den Betrieben.

„Wir müssen uns erheblich bemühen, Auszubildende überhaupt zu finden. Wir sind zwar in der Branche bekannt, doch der Jugendliche und potenzielle Auszubildende kennt uns als mittelständisches Unternehmen nicht unbedingt“, gab Reimann Einblick in die praktischen Mühen eines Betriebes, der sich im Ausbildungsbereich stark engagiert. Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und hochqualifizierte Fachkräfte seien gefragter denn je. Reimann wünschte sich, dass in Schulen und Elternhäusern noch mehr für diese Fächer geworben wird.

Einen optimistischen Ausblick auf den doppelten Abiturjahrgang gab Angela Schoofs, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Duisburg. „Das ist ein Glücksfall für unsere Region“, so Schoofs. Gerade für die hochqualifizierten Tätigkeiten fehlten junge Menschen. Die Absolventen eines Schuljahrgangs würden schon heute nicht mehr ausreichen, um den Bedarf an Auszubildenden zu decken. „Und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren massiv verstärken“ sagte Schoofs, die mit alarmierenden Zahlen den demografischen Trend skizzierte. Schoofs verglich mit Blick auf die Zahl der Schulabgänger den anstehenden doppelten Abiturjahrgang mit einem Berg. „Aber wie das mit Bergen so ist, nach ihnen kommt ein Tal, und unser Tal ist sehr tief“, so Schoofs. Der Fachkräftemangel werde deswegen, trotz doppeltem Abiturjahrgang, das große Thema für die Betriebe werden.

Elisabeth Schulte, die in der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes die Arbeitskreise Schule/Wirtschaft organisiert, betonte in ihrem Schlusswort, dass es viele Beratungs- und Informationsmöglichkeiten für Lehrer und Schüler in Sachen Doppel-Abiturjahrgang gebe. Sie rief die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer auf, die Angebote der anwesenden Partner zu nutzen. Sie wies auf die hohen Abbrecherquoten in Ausbildung und Studium hin, die durch gute Vorbereitung der Schulabgänger verringert werden könnten. Bei allen Herausforderungen sei sie optimistisch, dass die Chancen beim doppelten Abiturjahrgang für alle Beteiligten größer als die Probleme seien. „Wenn alle Partner den Übergang von der Schule in Ausbildung, Studium oder Beruf unterstützen, von der Arbeitsagentur über die Wirtschaft und Schulen bis zu den Lehrern und Schülern selbst, gelingt uns das“, resümierte Schulte.

Namhaftes Podium: Ralf Leisner (Landeselternschaft), Angela Schoofs (Arbeitsagentur), Elisabeth Schulte (Unternehmerverband), Prof. Dr. Eberhard Menzel (Hochschule Ruhr West), Jens Reimann (Lenord, Bauer und Co.) und Thomas Wischermann (MAN Diesel & Turbo SE) (Foto: Unternehmerverband)

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