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WeiterlesenHBT-Hohlbohrtechnik GmbH in Mülheim wendet sich neuen Branchen und Produkten zu
Öl: Nachfrage sinkt. Gas: Preisverfall. Militärschiffe: derzeit nicht gefragt. Russland: Embargo. Wenn althergebrachte Märkte und damit Aufträge wegfallen, sind Ideen und Unternehmertum gefragt, wie ein Beispiel aus Mülheim zeigt: Die HBT-Hohlbohrtechnik Gebrüder Krug GmbH entwickelt neue Technologien, fertigt Bauteile für Forschungs- und Entwicklungsaufträge etwa von Universitäten oder baut Prototypen für völlig neue Anwendungen. „In der Unternehmensgeschichte haben wir schon einige Krisen, die über die Metallindustrie, ihre Kunden und Lieferanten eingebrochen sind, gemeistert. Wir sind vielen Mitarbeitern über mehrere Jahrzehnte verbunden und wollen unsere Industrie-Arbeitsplätze in Mülheim erhalten“, sagt Ulrich Krug, Geschäftsführender Gesellschafter der HBT-Hohlbohrtechnik.
Der Firmenname bringt den Geschäftsgegenstand exakt auf den Punkt: HBT bohrt Löcher in Metall – ob in Rohre oder geschmiedete Werkstücke. Die passenden Verfahren heißen Kern-, Auf-, Voll-, Sackloch- oder Stufenbohren „Physikalisch betrachtet sind Rohre stabiler als Vollmaterial, außerdem läuft die Rotation – das Endprodukt sind z. B. Kurbelwellen in Motoren – ruhiger“, erläutert Ulrich Krug. Über die 55 Jahre Firmengeschichte – Ulrich und sein inzwischen verstorbener Bruder Heinz übernahmen das Unternehmen im Jahr 1983 – habe man sich das Know-how dazu aufgebaut bzw. die technischen Möglichkeiten dazu geschaffen.
Maschinenbau, Öl- und Gasindustrie sowie Marine
Das Mülheimer Unternehmen kann bis zu 18 Meter lange Rohre durchbohren, „das heißt, dass unsere Anlage natürlich doppelt so lang ist, um Werkstück und Bohrer horizontal und nebeneinander zu rüsten“, verdeutlicht Krug, der von Haus aus Maschinenbau-Meister ist. Das Bohrloch selbst kann zwischen sechs Millimeter und 500 mm im Durchmesser sein. Höchste Anforderungen – etwa 3.500 bar Innen-Druck – müssen die Endprodukte später aushalten. Hauptabnehmer der Metallbauteile stammen aus Großindustrie, Maschinenbau, Marine bzw. Öl- und Gasindustrie. HBT bearbeitet etwa Kurbelwellen für größere Dieselmotoren oder Schiffsdiesel wie auch Bauteile für Gasturbinen, Pumpen und Hydraulik-Zylinder. Neben den skandinavischen Ländern kommen die Kunden z. B. auch aus Texas, für die HBT beispielsweise Gestänge zur Erdölförderung aus großen Tiefen fertigt. „Know-how und handwerkliches Können waren gefragt, um die Bohrungen besonders glatt – durch Schälen und Rollieren – zu fertigen.“
Doch um alle Kapazitäten auszulasten – 2004 baute HBT eine neue Fertigungshalle und investierte 3,6 Mio. Euro in Halle und neue Anlagen –, werden neue Anwendungen erarbeitet. Ulrich Krug tüfelte z. B. Technologien aus, um Rohre nicht nur linear zu durchbohren, sondern auch konische Auslassungen einzufügen; die Werkzeugköpfe dafür werden in der eigenen Werkzeugmacherei hergestellt. „Als wir das jüngst auf einer Messe präsentierten, fragten die Kunden, wofür das gebraucht werde. Meine Antwort: Sagen Sie mir es!“
Behälter für den Transport von Brennelementen gebohrt
In einem solchen Ping-Pong-Spiel mit dem Ziel, gemeinsam mit dem Kunden ein neues Produkt zu entwickeln, befindet sich HBT auch gerade mit einem Partner aus der Marineindustrie. „Auch dieser wendet sich neuen Branchen zu, um – in seinem Fall neben dem schwächelnden Schiffbau – ein neues Geschäftsfeld aufzubauen.“ Der Schiffbauer nutzt derzeit sein Know-how bei der Metallbearbeitung und baut massive Stahl-Quader, in denen Brennelemente aus Atomkraftwerken strahlungs- und erschütterungsfrei transportiert werden sollen. Mannshoch sind die Kolosse, 21 Tonnen schwer. „In das geschmiedete Vollmaterial haben wir vier exzentrische Bohrungen, 200 mm im Durchmesser und 1.750 mm tief, gebohrt“, berichtet Krug. Gleich mehrere Herausforderungen galt es dabei zu bewältigen: Die Krane haben eine Maximallast von 20 Tonnen, das Maschinenbett war viel schmaler als das Werkstück, bis zu 800 Grad Hitze entstehen im Prozess. „Da war schon Raffinesse, Ingenieurskunst und Erfahrung gefragt“, betont der Geschäftsführer.
48 Meter langer Stoßwellenkanal
Als innovativer Partner versteht sich das Unternehmen auch bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Bei einem Stoßwellenkanal, der im Labor an der Universität der Bundeswehr in München errichtet wurde, wirkte HBT maßgeblich mit. In der 48 Meter langen Anlage, einer Art Kanone, wird der Raketenflug im All simuliert. Mit einer Gasgeschwindigkeit von maximal sieben Kilometern pro Sekunde wird der innenliegende Kolben auf 300 Meter pro Sekunde beschleunigt. Als Buffer fungiert eine Metallhülle am letzten Rohrabschnitt. „Sechs Meter lang musste der Buffer über das Rohr gestülpt werden. Wegen dieser Dimensionen fiel die vertikale Umsetzung aus – wir hätten ja eine Grube von sechs Metern Tiefe und eine Halle von mehr als sechs Metern Höhe benötigt“, verdeutlicht Krug die besondere Herausforderung. Auf der Mülheimer Anlage konnten die Bauteile horizontal zusammengeführt werden. Nach zehnjährigem Betrieb kamen beide Teile kürzlich auch wieder zurück nach Mülheim. Zur Instandhaltung wurden sie auseinander montiert, mit einem Wasserstrahl von 3.000 bar gereinigt und mit neuen Dichtungen ausgestattet. Krug: „Solch individuellen Aufträge sind unsere Spezialität. Wir können das, was andere nicht können. Damit sind wir immer gut gefahren.“
Info
HBT-HohlbohrtechnikGebrüder Krug GmbH
Langekamp 12-14
45475 Mülheim
0208 74076-0
www.hbt-hohlbohrtechnik.de
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