"Bocholt hat sich genau ins Thema gesetzt", lobte Uta Schneider, Geschäftsführerin der Regionale 2016 - Zukunftsland beim Unternehmerfrühstück am Mittwoch, 16.2.2011, im Hotel Residenz. Dort trugen sie und Stadtbaurat Ulrich Paßlick vor über 100 Gästen aus Wirtschaft und Verwaltung vor.
Zunächst hatte Wendelin Knuf vom Fachbereich Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung die Gäste begrüßt. "Wir veranstalten das Business Break gemeinsam mit der Unternehmerverbandsgruppe seit nunmehr sieben Jahren", so Knuf, "und wir freuen uns über das nach wie vor starke Interesse an dieser Veranstaltung." Es habe sich offenbar als völlig richtig erwiesen, wirtschaftspolitisch Vollgas zu geben, "auch wenn es immer wieder warnende Stimmen gibt, können auch diese sich nicht davor verschließen, dass es in der Wirtschaft zurzeit läuft", alles spreche eher für eine langsame Normalisierung der Geldpolitik in den kommenden Jahren. Insoweit sei doch Optimismus angebracht, dass der Aufschwung - wenn auch verlangsamt - weiter anhalte mit den entsprechenden positiven Effekten auch für die Bocholter Wirtschaft. "Die sicherste Methode, die Zukunft vorherzusagen, ist, sie selber zu erfinden", mit diesem Zitat des bekannten US-Computerwissenschaftlers Alan Kay leitete er über zu den Vorträgen von Ulrich Paßlick und Uta Schneider, die zum Thema "Zukunftsland - Regionale 2016" referierten.
Stadtbaurat Paßlick stellte das Projekt KuBAaI vor, mit dem sich die Stadt Bocholt für eine Förderung durch die Regionale 2016 bewirbt. "Zwischen Münster und dem Rhein gibt es keine ähnlich große Stadt wie Bocholt", führte Paßlick aus, "wenn wir uns die Frage stellen 'gibt es das urbane Münsterland?' so bin ich mir sicher, dass Bocholt der richtige Platz ist." Paßlick stellte die Projektskizze, die sich aus einem Ideenwettbewerb ergeben hatte, vor und forderte gleich die Beteiligung vieler ein. "Mitmachen sollte derjenige, der Lust hat auf Zukunft", zitierte er den Regionale-Verantwortlichen im Landesbauministerium, Achim Dahlheimer, "daher wäre es schön, wenn wir Ihre Anregungen, Bedenken, Ideen sammeln und mit aufnehmen könnten." Paßlick stellte die positiven und negativen Tendenzen der Stadtentwicklung vor. "Gerade was die demografische Entwicklung anbelangt, müssen wir uns vor Augen halten, dass 2013 mehr über 65jährige den unter 20jährigen gegenüberstehen, auf zwei "Junge" kommen dann drei "Alte", so Paßlick, "wir brauchen urbane Wohnformen, die auf diese demografischen Veränderungen reagieren." Das Wohnen und Leben müsse auch weiterhin in Bocholt Spaß machen, "und zwar für alle", so Paßlick, "für Familien mit Kindern, für Paare und auch für Singles". Aus diesem Grund sei das Gelände zwischen der Innenstadt und dem Aasee ideal, um neue urbane Wohn- und Lebensformen zu gestalten. Die Projektskizze sei jetzt fertig, derzeit werde an der Studie gearbeitet, "es geht natürlich nur gemeinsam mit den Eigentümern, mit denen parallel intensive Gespräche geführt werden", erläuterte Paßlick, "um diesen gigantischen Korken, der heute zwischen Innenstadt und Aasee sitzt, eine Fläche von immerhin 11 ha, entwickeln zu können." Ausgangspunkt aller möglichen Ideen müsse immer das Spinnereigebäude/Textilmuseum Bocholt, ein Industriemuseum des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe sein. "Zusammen mit weiteren städtischen Kultureinrichtungen kann hier das größte Kulturquartier im westlichen Münsterland wachsen." Da müsse die Stadt die Rahmenbedingungen mit gestalten.
Uta Schneider betonte, dass die Kreise Borken und Coesfeld aus "einer Position der Stärke" ihre jeweiligen Projektideen im Rahmen der Regionale 2016 angehen könnten. "Wir wollen jetzt schon überlegen", so Schneider, "wie wir uns den Herausforderungen der Zukunft stellen können, das ist das Ziel der Regionale 2016." Im Rahmen der verschiedenen Handlungsfelder beschäftige sich die Regionale mit den Schwerpunktthemen Gestaltung des Flächenwandels, Sicherung und Entwicklung des Wirtschaftsstandorts und der Daseinsvorsorge. Projektentwickler müssen durch ein vierstufiges Qualifizierungsverfahren, "bei der Bewertung ist es immens wichtig, dass die Schwerpunktthemen inhaltlich getroffen werden und etwas für die gesamte Region dabei herausspringt", hob Schneider hervor, "da hat sich Bocholt, gerade was das Thema Flächenwandel, Förderung der Innenentwicklung anbelangt, genau ins Thema gesetzt." Anschließend stellte sie noch fünf von bislang zehn vorliegenden Projektideen vor. "Hochqualifizierte Fachkräfte haben vielleicht zukünftig andere Wohnvorstellungen, sodass über neue Wohnformen nachgedacht werden muss", betonte Schneider, "das ist sicherlich nicht überall zu etablieren, hier in Bocholt geht das sicher." Allerdings sei das eine komplexe Entwicklung, die einen langen Atem und Durchhaltevermögen benötige, "wir begleiten das und tragen dazu bei, einen besonderen Standort zu entwickeln, der in die Region ausstrahlt." Sie gehe davon, aus, dass insgesamt am Ende 30 - 50 Projekte gefördert werden können.
"Die große Anzahl von Gästen heute morgen freut uns sehr und zeigt doch, dass das Thema auf reges Interesse gestoßen ist und dass viele auch ein starkes Interesse an einer dementsprechenden städtebaulichen Weiterentwicklung des historischen Areals an der Industriestraße haben", betonte Wendelin Knuf in seiner Schlussansprache, "vielleicht geben diese Vorträge ja auch noch den einen oder anderen Denkanstoß, über weitere Projektideen für Bocholt und die Region nachzudenken, denn das ist innerhalb der vorgesehenen Intervalle bis 2012/2013 möglich."
Das nächste Unternehmerfrühstück findet am 25. Mai 2011 statt. Für dieses Frühstück ist der Referent angefragt, am 31. August kommt Klaus Ehling, Geschäftsführer des Münsterland e.V. nach Bocholt und referiert zum Thema "Clusterstrategie Münsterland". Weitere Informationen bei Jürgen Paschold, Tel. 02871 23698-11, paschold(at)unternehmerverband(dot)org