[uv]magazin: In jedem Team gibt es sie: die präzisen Planer, die spontanen Kreativen, die feinfühligen Unterstützer. Das Process Communication Model® (PCM) nennt das die „Architektur der Persönlichkeit“. Was genau steckt dahinter?
Silke Rosumek: „Wenn du Menschen erreichen möchtest, dann sprich ihre Sprache.“ Dieser Satz von Taibi Kahler, dem Begründer des PCM, bringt es auf den Punkt. PCM beschreibt sechs Persönlichkeitsanteile, die in uns allen vorhanden sind – aber in unterschiedlicher Ausprägung und Reihenfolge. Welche „Etage“ gerade aktiv ist, bestimmt, wie wir kommunizieren, wahrnehmen, entscheiden – und wie wir unter Stress reagieren. In den Workshops erhalten Teilnehmende ein individuelles Persönlichkeitsprofil, basierend auf einem wissenschaftlich fundierten Fragebogen. Sie lernen, sich selbst besser zu verstehen – und erkennen, worauf sie bei anderen achten sollten: Tonfall, Wortwahl, Körpersprache – all das verrät, wie jemand „tickt“. Und genau da setzt PCM an: Ich kommuniziere nicht von mir aus, sondern passgenau für mein Gegenüber. Das vermeidet Missverständnisse, baut Verbindung auf – und macht Führung wirkungsvoller. Besonders wertvoll ist PCM auch in der Stressprävention: Es zeigt, wie Stressmuster entstehen – und wie ich frühzeitig gegensteuern kann. Für gelingende Führung, Teamarbeit und Resilienz ist das ein echter Gamechanger.
Was ist der konkrete Nutzen von PCM – für mich persönlich und als Führungskraft?
Ganz einfach: PCM macht den Umgang mit Menschen leichter – und erfolgreicher. Es reduziert Misskommunikation, Konflikte, Stress – und erhöht gleichzeitig unsere Wirkung in der zur Verfügung stehenden Zeit. Das Modell basiert auf einer faszinierenden Idee: Jeder Mensch ist wie ein sechsgeschossiges Gebäude aufgebaut – mit sechs unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen. Auf einer „Etage“ denken wir logisch, analysieren, strukturieren. Auf einer anderen fühlen wir empathisch, sind fürsorglich und hilfsbereit. Jede dieser Etagen ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt und unterschiedlich leicht erreichbar. Dieses Wissen verändert den Blick auf uns selbst – und auf andere. Ich verstehe, warum mich bestimmte Dinge motivieren, wie ich Stress wahrnehme und was ich brauche, um in meiner Energie zu bleiben. Und ich begreife, warum mein Gegenüber anders reagiert – weil er oder sie aus einer anderen „Etage“ agiert. Ich selbst war viele Jahre Führungskraft – und PCM hat mir im beruflichen wie privaten Leben enorm geholfen. Mein Sohn sagte einmal zu mir: „Du hast viele Ausbildungen gemacht – aber PCM war die Einzige, die wirklich was verändert hat.“ Früher hieß es bei uns: Erst Hausaufgaben, dann Spielen. Heute weiß ich: Für ihn funktioniert es genau andersherum – Spaß und Erleben sind sein Antrieb. PCM hilft mir, ihn besser zu verstehen – und ihn dadurch besser zu begleiten. Genau das gilt auch für Führung.


Was bringt das Modell konkret im Alltag – z. B. bei der Zusammenarbeit zwischen einer strukturierten Führungskraft und einem kreativen Experten?
Großartige Frage! Genau hier zeigt PCM seine Stärke. Stellen wir uns vor: Eine Führungskraft liebt Planung, Fakten, Struktur. Der kreative Kollege dagegen denkt in Bildern, liebt Spontanität und braucht Raum für Humor. Klassisch prallen hier zwei Welten aufeinander – mit Konfliktpotenzial. PCM übersetzt diese Unterschiede in konkrete Handlungsimpulse: Die Führungskraft lernt, dass ein humorvoller Einstieg – etwa über ein gemeinsames Interesse oder einen lockeren Spruch – die Tür zur Zusammenarbeit öffnen kann. Vielleicht ist es eine originelle Begrüßung, ein Wortspiel oder ein kurzer Smalltalk, der dem kreativen Kollegen hilft, sich einzulassen. Danach kann gemeinsam in die sachliche Tiefe gegangen werden – mit Raum für kurze kreative Pausen. Diese kleinen, aber entscheidenden Stellschrauben machen Kommunikation wirksam. PCM zeigt, wie ich auf andere eingehen kann, ohne mich zu verbiegen – und wie aus Reibung echte Synergie entsteht.
Am 1. Juli geben Sie ein Webinar mit dem Titel „Was haben Pixar, NASA und die Schweizer Bahn gemeinsam?“ – was ist die Antwort?
Alle drei nutzen PCM – und das mit gutem Grund. Sie stehen stellvertretend für viele Organisationen weltweit, die PCM in ihre Personal- und Führungskräfteentwicklung integriert haben. Die NASA beispielsweise arbeitet seit den 1970er-Jahren mit PCM: Dort analysiert das Bodenpersonal bei Weltraummissionen die Sprache der Astronauten und Astronautinnen, um deren Stresslevel zu erkennen – und gezielt gegenzusteuern. Pixar wiederum stellt kreative Teams gezielt mit Blick auf Persönlichkeitsprofile zusammen, um produktive Zusammenarbeit zu ermöglichen. Und bei der Schweizer Bahn werden z. B. Krisenteams mit PCM geschult, damit sie auch unter Druck handlungsfähig und lösungsorientiert bleiben. Ob Kommunikation im Cockpit, am Filmset oder im Krisenstab – PCM hilft überall dort, wo es drauf ankommt. Es verbessert Arbeitsklima, Kundenzufriedenheit – und letztlich auch Unternehmenserfolg.
Ein weiteres Angebot von Ihnen ist der Transition-Workshop für neue Führungskräfte und ihre Teams. Was passiert da genau?
Ein Führungswechsel bringt oft Verunsicherung mit sich: Wer übernimmt welche Rolle? Was verändert sich? Wie wird kommuniziert? Im Transition-Workshop schaffen wir in kurzer Zeit Orientierung und Vertrauen. Innerhalb eines Tages klären wir gemeinsam Rollen, Ziele und Erwartungen – und legen die Grundlage für eine tragfähige Zusammenarbeit. Die neue Führungskraft wird nicht einfach „gesetzt“, sondern aktiv eingeführt – mit dem Team, nicht über das Team hinweg. Das spart Zeit, verhindert Reibungsverluste, fördert Transparenz – und bringt Teams schneller in die Leistungsfähigkeit.
Das Interview führte:

