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WeiterlesenEine Schale aus Kunststoff, eine Pinzette, zwei Latex-Handschuhe, fünf Tupfer plus Schale, Loch- und Einschlagtuch – alles einzeln und sorgfältig als medizinisches Set in einer Box platziert. Zu
beobachten im Reinraum der Klasse D des medizinischen Fachhandels DIAPRAX in Wesel. Das, was hier passiert, ist echte Qualitäts-Handarbeit und in dieser Form einzigartig
weit und breit.
„Wir stellen eine Vielzahl von Sets wie beispielsweise Katheter-Sets, An- und Abschluss-Sets für Infusionen oder OP-Abdecksysteme in unterschiedlichen Konfigurationen her – ganz nach Kundenwunsch“, erläutert Matthias Fritzsche, Prokurist und Produktionsleitung Reinraum bei DIAPRAX. Er wirft einen Blick durch die Glasscheiben auf die Mitarbeiterinnen, die die nächsten Sets konfektionieren: „Das können Maschinen so individuell nicht leisten“, fügt er hinzu und deutet dann auf eine riesige Anlage, die dafür sorgt, dass im Reinraum unter keimfreien Bedingungen verpackt werden kann. Zahlreiche Messgeräte überwachen die Luftqualität, andere sind für die Filterung zuständig. Vertrieben werden die Boxen unter dem Namen „Mediware Set“. „So individuell zusammengestellt, erleichtern wir den
Alltag von medizinischem Fachpersonal“, schildert Matthias Fritzsche die Vision dahinter. So liege bei Bedarf alles in genau der richtigen Menge parat. Natürlich könne der Kunde die gepackten Sets auch mit seinem eigenen Logo bedrucken. Gewählt werden kann aus vorgefertigten Sets oder der Kunde stellt sich online Komponente für Komponente zusammen. Nachdem die Sets fertiggestellt sind, durchlaufen sie noch die Qualitätsprüfung, bevor sie auf die Reise gehen.
15.000 Quadratmeter Lagerfläche
Mit diesem Konzept ist man in Wesel seit rund 20 Jahren aktiv – Expansion in absehbarer Zeit nicht ausgeschlossen. Doch nicht nur damit: Bei „Mediware Set“ handelt es sich um eine Marke der DIAPRAX – einem medizinischen Fachhandel aus Wesel. Die Dimensionen sind gigantisch: Auf rund 15.000 Quadratmetern Lagerfläche sind Am Marienbusch und Am Schornacker in Wesel mehr als 30.000 unterschiedliche Artikel im Wert von rund 17 Millionen Euro zu finden. „Auch das Produktionslager ist ausreichend gefüllt, um unsere Sets noch rund ein Jahr lang weiter produzieren zu können, wenn alles
zum Erliegen kommen sollte“, berichtet Geschäftsführer Alexander J. Bungert. Im Falle einer Notlage sei es wichtig, dass Krankenhäuser und Ärzte weiterhin die Versorgung der Patienten gewährleisten könnten. Dazu leistet DIAPRAX einen Beitrag. Von A wie Abdeckfolie bis Z wie Zeckentest findet sich alles im Sortiment. Zu den Top-Sellern gehöre alles im Bereich Invitro-Diagnostik, also Medizinprodukte zur medizinischen Laboruntersuchung von aus dem menschlichen Körper stammenden Proben – beispielsweise Tests zur Urin- und Blutuntersuchung und zur Bestimmung von Tumormarkern.
Gesetzesänderungen bereiten Sorge
Die Corona-Pandemie sorgte auch bei DIAPRAX für einen Anstieg der Verkaufszahlen: „Beim Verkauf von Latex-Handschuhen gab es beispielsweise einen regelrechten Boom, der aber auch schnell wieder abflachte“, erinnert sich der Geschäftsführer. Hierbei sei es natürlich wichtig, Augenmaß zu bewahren und im Vorfeld zu erahnen, ob ein Produkt auch in einem halben Jahr noch stark nachgefragt
würde. Sonst bleibe man am Ende auf seinem Lagerbestand sitzen. Bei DIAPRAX bewahrte man hier das nötige Augenmaß, etwas anderes bereitet dem medizinischen Fachhandel, der Ende der 1980er-Jahre gegründet wurde, aber Sorge: Gesetzesänderungen. Genauer gesagt die neue Medizinprodukteverordnung MDR, die die bisher geltende Medizinprodukterichtlinie MDD ersetzen soll. „Durch den Brustimplantate-Skandal vor einigen Jahren kam die Überlegung auf, Verbraucher besser zu schützen“, erläutert Bungert. Die neue gesetzliche Grundlage beschreibe die Anforderungen, die die
Hersteller zur Einführung von Medizinprodukten auf dem EU-Markt erfüllen müssten – und diese sind enorm. „Hatten Sie bisher über ein gängiges Produkt – wie beispielsweise den klassischen Holzspatel zur Munduntersuchung – einen Ordner Produktdokumentation, so sind es jetzt zehn.“ Hier müssten sämtliche Unterlagen zu klinischen Bewertungen oder Prüfungen ebenso abgelegt sein wie beispielsweise detaillierte Marktbeobachtungen zu jedem Produkt: „Alles muss neu geprüft und erstellt werden und das auch bei Produkten, die seit Jahrzehnten auf dem Markt sind“, schildert Bungert.
„Diese Entwicklungen treiben die Branche zurzeit um.“ Eine weitere Schwierigkeit: Die Unterlagen müssen durch eine „benannte Stelle“ – ähnlich wie der TÜV – begutachtet werden. Davon gebe es zurzeit nicht genug. „Manche Mitbewerber – gerade die, die Nischenprodukte vertreiben – haben schon aufgegeben“, bedauert Bungert. Aufgrund der zahlreichen Schwierigkeiten, seien bisher auch nur Teile der Verordnung in Kraft getreten. Erst 2028 soll sie in Gänze umgesetzt werden. „Ich hätte mir von der Politik mehr Augenmaß bei der MDR gewünscht. Mit der jetzt vorliegenden Version laufen wir Gefahr, dass Deutschland als Standort für Innovation und Wertschöpfung abgehängt wird“, so Bungert.
Verkauf auf ebay und Amazon
Bei DIAPRAX versucht man sich entsprechend vorzubereiten. Das Unternehmen befindet sich im Verbund mit dem medizinisch-technischen Fachhändler SERVOPRAX. Der Unterschied: SERVOPRAX beliefert Fachhändler, DIAPRAX Endverbraucher. „Unser Außendienst besucht Apotheken“, berichtet Alexander J. Bungert. Der Großteil des Vertriebes läuft aber online, die Produkte gibt es beispielsweise bei ebay und Amazon. Während im Reinraum gerade die nächsten Sets entstehen, klickt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in diesem Moment jemand auf ein DIAPRAX- Produkt bei einem der großen Online-Händler oder auf der Homepage des Unternehmens selbst. Der DIAPRAX-Leitspruch gilt also auch in Zukunft für zahlreiche Patienten: „Bestens versorgt – für Ihre Gesundheit“.
Autorin: Geraldine Klan
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