Wirtschaft fordert mehr Kooperation im Revier

Über 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft beim Unternehmertag – Gastrede von Initiativkreis-Moderator Bodo Hombach

„Ich sage es ganz offen: Wir Unternehmer machen uns große Sorgen um die Zukunft des Ruhrgebiets – und deswegen machen wir das heute zum Thema.“ In seiner Eröffnungsrede zum Unternehmertag Winter 2012 brachte Heinz Lison, Sprecher der regionalen Wirtschaft, die Problematik auf den Punkt: „Kirchtürme und ihre Interessenvertreter finden wir im Ruhrgebiet wahrlich genug. Leider gibt es aber viel zu wenige, die Partikularinteressen hinten an- und das Gesamtinteresse des Reviers vorne anstellen.“ Die soziale Spaltung, die Perspektivlosigkeit für Bildungsverlierer und die wachsende Armutsgefährdung könne und dürfe man nicht länger ignorieren.

Eine große Chance für das Ruhrgebiet sieht Lison bei der Kooperation auf kommunaler Ebene: „Wir Unternehmer dürfen uns aus der Kooperations-Debatte nicht mehr raushalten. Wir müssen gemeinsam Druck machen für mehr Zusammenarbeit und unsere Erwartungen an die Politik deutlich formulieren. Wir müssen uns zusammentun und klarmachen, dass es um die Zukunft unserer Standorte und auch um die Zukunft der Arbeitsplätze geht.“ Als konkrete Beispiele für kommunale Kooperationsmöglichkeiten nennt Lison unter anderem eine gemeinsame IT-Administration, eine gemeinsame Verwaltung von Liegenschaften und ein städteübergreifendes Personalmanagement. Es gäbe unzählige kommunale Aufgaben, bei denen sich durch Kooperation Aufwand und Kosten einsparen ließen. „Man gibt doch nicht die Stadtrechte und die Selbständigkeit auf, wenn man gemeinsam Rasenmäher einkauft und deren Betrieb gemeinsam koordiniert“, so Lison. Statt fantasielos und standortgefährdend Steuern zu erhöhen, sollten sich die  Kommunen im Revier Einsparmöglichkeiten durch Kooperation erschließen.

Durchaus optimistisch mit Blick auf die Zukunft des Reviers zeigte sich der Moderator des Initiativkreises Ruhr, Bodo Hombach, in seiner Gastrede. Viele positive Kooperationsbemühungen der Revierkommunen habe jüngst erst sein Initiativkreis in einem Wettbewerb gewürdigt. „Doch wir brauchen Geduld und müssen immer wieder über die Vorteile von Kooperation reden“, so der Ex-Bundes- und Landesminister. Hombachs Credo für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Ruhrgebiet ist denkbar einfach: „Erst einmal muss man merken, dass man füreinander nützlich ist, lieben kann man sich dann später.“ Dass im Revier gehandelt werden muss, steht auch für Hombach außer Frage. Die Autobahn 40 sei eine Art Sozialäquator, hochqualifizierte Fachkräfte würden die Region zwischen Duisburg und Unna in Scharen verlassen. Trotz großer Probleme müsse man mit kleinen Netzwerken anfangen und konkret zusammenarbeiten. Für ihn sei stets eine konditionierte Förderung ein gutes Mittel gewesen, um Zusammenarbeit zu fördern. Konkret hieße das: Die Revierkommunen kriegen in Zukunft nur noch Fördermittel, wenn sie den Nachweis der Kooperation mit anderen Städten erbringen.

Die Vielfalt des Ruhrgebiets sei Chance und Herausforderung zugleich. „Egal was Sie über das Ruhrgebiet sagen, es stimmt immer“, brachte Hombach die verschiedenen Facetten der Region auf den Punkt. Urbanität, Mobilität, Kommunikation und Nachhaltigkeit seien die „Lösungen“ für eine gute wirtschaftliche Entwicklung. Und das Revier bleibe trotz aller Umbrüche ein bedeutender Industriestandort. Die Voraussetzungen für industrielle Wertschöpfung seien nach wie vor günstig. Hombach verwies in diesem Zusammenhang auf viele positive Beispiele, wie die Entwicklung des Duisburger Hafens. „Wer nichts Neues will, findet Gründe. Wer es will, findet Wege“, so Hombachs Richtungsvorgabe für die Region.  

Am Ende der Veranstaltung begrüßte der Unternehmerverband mit großer Freude den Duisburger Unternehmer Ulrich Grillo, der am gleichen Tag in Berlin zum Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie für die kommenden zwei Jahre gewählt wurde. Der Vorstandsvorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe, Michael J. Walter, beglückwünschte Grillo im Namen des Unternehmerverbandes: „Lieber Ulrich Grillo, wir sind stolz darauf, dass ein Unternehmer aus unserer Mitte ein so hohes Amt bekleidet. Und wir sind dankbar dafür, dass Sie an einem für Sie so wichtigen und bedeutenden Tag noch den Weg zu Ihrem Heimatverband gefunden haben.“

Um für die sprichwörtliche Durchschlagskraft von Grillos Argumenten zu sorgen, wurde ihm ein Präsent in Form von Boxhandschuhen mit dem Logo des Unternehmerverbandes überreicht. Walter kommentierte das Geschenk: „Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie die besten Voraussetzungen haben, sich vom Berliner Politikbetrieb nicht verbiegen zu lassen. Um Ihrer Überzeugungskraft Nachdruck zu verleihen, überreiche ich Ihnen heute diese Unternehmerverbands-Boxhandschuhe.“ Grillo selbst freute sich über den Zuspruch und die Unterstützung aus der Heimat. Auch wenn er jetzt öfter in Berlin sein werde, versicherte er, stets eine starke Verbindung in die Region zu halten. Er wisse, woher er komme.

Schlagkräftig: Der künftige BDI-Präsident, Ulrich Grillo, probiert die Boxhandschuhe des Un-ternehmerverbandes (Foto: Unternehmerverband)

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