Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg

Offener Brief: Die Herausforderungen des Wirtschaftsstandortes Duisburg jetzt in den Blick nehmen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wir haben für die Unternehmerschaft schon in unserem gemeinsamen Gespräch im HAUS DER UNTERNEHMER kurz nach Ihrem Amtsantritt deutlich gemacht, dass die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Duisburg in den Fokus von Politik und Verwaltung gehört. Sie haben bei diesem Thema erfreulicher Weise eine sehr große Offenheit an den Tag gelegt. Dafür danken wir Ihnen.

Leider ist die Stadt Duisburg im Hinblick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung nach wie vor nicht in einer komfortablen Situation. Die Arbeitslosigkeit ist zu hoch, Meldungen über einen weiteren Arbeitsplatzabbau in der Stadt sind beunruhigend, und leider hat auch die Attraktivität des Standortes in den letzten Jahren abgenommen.

Gestatten Sie uns deswegen ein offenes Wort: Die zu Ihrem einjährigen Dienstjubiläum verkündete politische Agenda muss dringend um eine wirtschaftliche Komponente ergänzt werden. Die einfache Frage lautet: Was können wir gemeinsam tun, um den Standort Duisburg für Unternehmen und Arbeitsplätze attraktiver zu machen?

In der Vergangenheit hat es in diesem Punkt leider herbe Rückschläge gegeben. Die Rockerkriminalität und die Armutszuwanderung bescheren Duisburg kontinuierlich negative Schlagzeilen, die dem Image der Stadt weiter schaden. Die Erhöhung der kommunalen Steuern auf ein Spitzenniveau im nationalen Vergleich hat zudem die Belastungen für die Unternehmen weiter erhöht.

Wir bitten, unsere Kritik nicht mit einem „Schlechtreden“ der Stadt zu verwechseln. Die hiesigen Unternehmen bekennen sich glasklar zum Standort Duisburg, möchten hier bleiben und wachsen. Wenn wir die Probleme verschweigen, werden wir nicht zu Lösungen kommen, die den Standort voranbringen.

Es gibt Probleme, die wir in Duisburg anpacken müssen. Sie können von der Politik gewiss nicht alleine gestemmt werden. Doch die Politik kann und muss die entscheidenden Impulse geben. Als Beispiele seien folgende Herausforderungen genannt:

  • Fachkräftemangel: Gerade im Segment der hochqualifizierten Fachkräfte steuert Duisburg auf einen großen Engpass zu. In Kooperation mit den Unternehmen ist hier eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig. Die Potentiale, die sich durch die Universität für die Stadt ergeben, sind längst nicht ausgeschöpft. Wir kooperieren an vielen Stellen mit der Universität. Unserer Ansicht nach ist die Hochschule aber nicht hinreichend in die städtische Gesellschaft integriert. Wir glauben, dass hier die Zusammenarbeit noch deutlich ausgebaut werden muss, zum Beispiel im Bereich der Wirtschaftsförderung. Wir müssen auch gemeinsam überlegen, wie man qualifizierte Fachkräfte an den Standort „lockt“. Das Thema „günstiges Wohnen“ kann hier ein wichtiges Argument sein.

  • Kooperation mit den Nachbarn: Wir brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen den Ruhrgebietsstädten. Als Unternehmerverband haben wir hierzu vielfach Stellung bezogen. Der Oberbürgermeister von Gelsenkirchen, Ihr Kollege Herr Baranowski, hat hierzu einen bemerkenswerten Beitrag für die aktuelle Ausgabe unserer Zeitung [unternehmen!] verfasst, den wir Ihnen in der Anlage gerne zur Kenntnis bringen. Wir erwarten, dass sich auch die Stadt Duisburg beim Thema Kooperation an die Spitze der Bewegung setzt. Eine Stadt mit derart großen finanziellen Problemen wie Duisburg könnte durch eine sinnvolle Kooperation mit seinen Nachbarstädten viel Geld sparen. Warum kann man nicht mehr städtische Aufgaben gemeinsam erledigen? Warum kann man nicht den Standort Ruhrgebiet stärker gemeinsam mit seinen Nachbarn vermarkten? Unsere Konkurrenten um Jobs und Investitionen finden sich nicht in Mülheim oder Oberhausen. Wir konkurrieren mit Ballungsräumen wie Stuttgart oder München. Diesem Wettbewerb müssen mit mehr Kooperation endlich Rechnung tragen.

  • Steuerliche Belastung: Ihr Stadtkämmerer hat ausgeführt, dass 2012 im Jahresabschluss das beste Jahr seit 20 Jahren gewesen sei. Die Frage ist, was das für die Entwicklung der Steuern und Abgaben in der Stadt heißt. Eine Sanierung des städtischen Haushalts auf Kosten der Unternehmen und der Arbeitsplätze ist auf Dauer teuer, zu teuer erkauft. Deswegen gilt auch hier: Die städtischen Aufgaben müssen überprüft und in Kooperation mit den Nachbarn ggf. günstiger erledigt werden, um nachhaltige Einsparungen zu erzielen und um die steuerliche Belastung schrittweise zurückzufahren. Wir haben zudem großes Interesse daran zu erfahren, wie Sie sich die Entwicklung der kommunalen Steuern und Angaben in den nächsten Jahren vorstellen. Wann sollen die Belastungen zurückgeführt werden?

  • Kriminalität: Die Auseinandersetzung der Rockerbanden hat zu neuerlichen Negativ-Schlagzeilen über die Stadt geführt. Das belastet den Standort ganz erheblich. Die Polizei hat ihre Präsenz deutlich erhöht. Gleichwohl begleiten uns bis heute regelmäßig Meldungen über Provokationen und Übergriffe. Es ist davon die Rede, dass sich Duisburg als Zentrum der Rockerkriminalität „etabliert“. Wir erwarten von der Politik, dass sie den Ursachen der Bandenkriminalität auf den Grund geht. Warum ist gerade Duisburg für Rockerbanden so attraktiv? Es bedarf nicht nur einer Null-Toleranz-Politik seitens der Sicherheitsbehörden. Es ist auch notwendig, die Ursachen zu analysieren und präventive Ansätze zu entwickeln. Es kann nicht sein, dass eine ganze Stadt durch Rockerbanden auf Dauer in Mitleidenschaft gezogen wird.

  • Image: Wir stimmen Ihnen zu, dass man am Image der Stadt arbeiten muss. Eine teure Image-Kampagne allein reicht gewiss nicht. Die genannten Probleme müssen angepackt werden, um das Image nachhaltig zu verbessern. Wir würden gerne den Image-Gedanken um einen zusätzlichen Aspekt erweitern. Welche wirtschaftlichen Schwerpunkte setzt die Stadt zukünftig? Welches Leitbild verfolgen Politik und Verwaltung zur ökonomischen Entwicklung der Stadt? In diesen Zusammenhang gehört ein Bekenntnis der Stadt zu den Industriearbeitsplätzen. Sie muss die logistischen Standortvorteile (auch und gerade hinsichtlich der Nähe zum Flughafen Düsseldorf) akzentuieren und die großen Chancen betonen, die sich durch den Binnenhafen ergeben. Es gehört allerdings ebenso dazu, neue Ideen zu entwickeln. Kann die Stadt aus Wohnungs- und Büroleerständen eine Tugend für den Standort entwickeln, etwa indem sie besondere Angebote für Existenzgründer entwickelt? Kann sie die Universität stärker einbeziehen? Das Stadtentwicklungsprojekt Duisburg 2027 geht in die richtige Richtung. Wir erwarten von der Politik, dass sie das Vorhaben tatkräftig unterstützt und dabei vor allem auch die Frage im Auge behält, wie der Wirtschaftsstandort Duisburg weiter entwickelt werden kann.

  • Bündnis für Familie: Wir haben Ihnen eine Bündnis für Familie in Duisburg vorgeschlagen. Es soll unter anderem familienfreundliche Maßnahmen in der Stadt aufzeigen und herausstellen. Ein solches Bündnis wäre eine konkrete Maßnahme, um das Image der Stadt zu verbessern. Sie haben dankenswerter Weise unsere Initiative aufgenommen. Seit einigen Monaten laufen Gespräche. Jetzt müssen wir das Bündnis für Familie mit Leben füllen und das Signal setzen, dass wir gemeinsam etwas in der Stadt bewegen wollen.

Wir haben einige Themen beschrieben, die nach unserer Auffassung neue Impulse benötigen. Wir werben dafür, sie als Denkanstöße auf die Arbeitsagenda der Stadt zu setzen. Wir betonen nachdrücklich, dass wir zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit sind. Wir stehen Ihnen als Gesprächs- und Bündnispartner zur Verfügung.

Über dieses Schreiben unterrichten wir auch die Medien. Wir sind der Auffassung, dass die Debatte über Zukunft des Wirtschaftsstandorts Duisburg auch in der Öffentlichkeit geführt werden muss.

Mit besten Grüßen
Ihr

gez. Michael J. Walter
Vorsitzender

gez. Heinz Lison
Sprecher der regionalen Wirtschaft

gez. Wolfgang Schmitz
Hauptgeschäftsführer                                                         

Ansprechpartner

Christian Kleff

Geschäftsführer "Wirtschaft für Duisburg" und Geschäftsführer Kommunikation

Telefon: 0203 99367-225

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Jennifer Middelkamp

Regionalgeschäftsführung Kreise Borken / Kleve und Pressesprecherin

Telefon: 0203 99367-223

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Geraldine Klan

Referentin

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E-Mail:klan(at)unternehmerverband(dot)org

Avelina Desel

Mitarbeiterin Kommunikation und Marketing

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