„Den Maschinenbauer mit dem Programmierer versöhnen“

Unternehmertag zum Thema Digitalisierung mit Erfolgsautor Christoph Keese, Turck-Geschäftsführer Christian Wolf und über 300 Gästen

Alle reden von der Digitalisierung, doch gerade kleine und mittlere Unternehmen tun sich nach wie vor schwer, die Weichen richtig zu stellen. Das hat jüngst erst eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums belegt. Doch die Suche nach einem konkreten „Anpack-Ende“ beim Thema ist für Unternehmer schwer.

Die Digitalisierung, ihr aktueller Status in den Betrieben und ihre Folgen waren deswegen die beherrschenden Themen auf dem traditionellen Unternehmertag der Unternehmerverbandsgruppe. Der Verband hatte zur Diskussion mit Autor Christoph Keese und Unternehmer Christian Wolf führende Digitalisierungsexperten eingeladen. Über 300 Gäste folgten der Einladung ins Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER. Unter ihnen mit den Oberbürgermeistern von Duisburg und Mülheim an der Ruhr, Sören Link und Ulrich Scholten, sowie dem Landrat des Kreises Wesel, Dr. Ansgar Müller auch politische Prominenz aus der Region.

Die gute Konjunktur und der aktuelle wirtschaftliche Erfolg der deutschen Wirtschaft verhindert nach Ansicht von Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbandes, nötige Investitionen in die Digitalisierung. „Wir alle haben einfach keine Zeit die Axt zu schärfen, weil wir Bäume hacken müssen“, so Abbings Eindruck. Die Digitalisierung werde aber alle, ausnahmslos alle, früher oder später mit voller Wucht treffen. „Wir müssen uns in Deutschland noch viel bedingungsloser, offener und ehrgeiziger dieser Entwicklung stellen“, forderte Abbing. Gleichzeitig glaubt Abbing aber, dass der Versuch, das amerikanische Silicon Valley – Sitz von Facebook, Google und Co. – einfach zu kopieren, ein Versuch bleiben werde. „Wir können gerne gemeinsam auf Krawatten verzichten, aber aus einem Wim Abbing wird auch dann kein Mark Zuckerberg.“

Deswegen gehe es darum, zwar von den Besten zu lernen, aber gleichzeitig seine eigene Antwort auf die Entwicklung zu finden. „Wir haben hier am Standort Deutschland die erfolgreichste Industrie der Welt. Das sollte uns keineswegs in Sicherheit wiegen, doch sollte es uns inspirieren, weiterhin auf unsere Stärken, vor allem auf unsere technologischen Kompetenzen zu setzen“, meinte Abbing. Es gehe darum, die Stärken der deutschen Wirtschaft in das digitale Zeitalter zu übersetzen. „Für den deutschen Mittelstand heißt das vor allem: Wir wollen den Maschinenbauer mit dem Programmierer versöhnen“, brachte es Abbing auf den Punkt.

Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung in den Unternehmen sei aber, dass es in allen Gewerbegebieten schnelles Internet über Glasfaserleitungen gäbe. Zudem müsse die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft verbessert werden. „Wir haben hier in dieser Region mittlerweile so viele erfolgreiche Hochschulen, aber wir haben immer noch zu wenig Transfer von Fachkräften und Technologien in die heimische Wirtschaft hinein. Hochschulen und Universitäten müssen sich viel mehr als bisher ihren Regionen und den Betrieben dort zuwenden“, so Abbing.

Christoph Keese, der an führender Stelle bereits die erfolgreiche digitale Transformation des Axel-Springer-Verlages begleitet hat, hat mit zwei Büchern über die Digitalisierung für Aufsehen gesorgt. Für sein zweites Buch „Silicon Germany“ hat er akribisch den Stand der Digitalisierung in der deutschen Wirtschaft begutachtet. Seine Rückschlüsse präsentierte er dann auch der gespannten Zuhörerschaft im Duisburger HAUS DER UNTERNEHMER. Sein Botschaft lautete: „Die Führungskraft der Zukunft kennt nicht die Lösung, sondern organisiert den Prozess, der zum Finden der Lösung führt.“ Dabei warnte Keese die anwesenden Unternehmer davor, zu „verliebt“ in ihre bisherigen Produkte zu sein: „Der große Erfolg vieler Unternehmen darf nicht blind machen. Der digitale Sturm stellt alles in Frage.“

Lösungen finden Unternehmen im digitalen Zeitalter nur, wenn sie sich öffnen und klassische Wege verlassen. Dazu gehört, dass sich eingesessene Unternehmen für Ideen von außen öffnen. Deswegen hatte der Unternehmerverband zu seinem Unternehmertag auch den „Längsten Gründertisch an Rhein und Ruhr“ organisiert, an dem sich 13 Start-ups mit ganz unterschiedlichen Ideen der bereits etablierten Wirtschaft präsentierten. Im besten Fall sollen aus der Zusammenarbeit mit den Existenzgründern neue Geschäftsideen und vielleicht dann auch gemeinsame Geschäftsmodelle entstehen. Start-ups kamen auch beim kulinarischen Teil des Unternehmertages zum Zuge. Statt des klassischen Buffets wurden die Gäste auf einem Street-Food-Markt versorgt.

Darauf, dass mit der Digitalisierung vor allem auch ein kultureller Wandel einhergeht, verwies der Geschäftsführer der Mülheimer Hans Turck GmbH & Co. KG, Christian Wolf. Das Unternehmen Turck, ein global agierender Automatisierungsspezialist – ist im industriellen Mittelstand so etwas wie ein digitaler Vorreiter, der rund 100 Millionen Euro in die Digitalisierung seiner Prozesse investiert. Wolf gelang es auf dem Unternehmertag – mithilfe der konkreten Umsetzungserfahrungen in seinem Betrieb – das Thema Digitalisierung vom Abstrakten ins Konkrete zu bringen und damit eine Art „Aha-Effekt“ im Publikum auszulösen. Wolf betonte zwar, dass jedes Unternehmen seinen eigenen Weg finden müsse, um in der Digitalisierung zu bestehen. Doch absehbar sei auch, dass sich Unternehmen, die sich dieser Herausforderung nicht stellen, schon bald mit Existenzfragen auseinandersetzen müssten.

Gastgeber und Diskutanten (v. l. n. r.): Autor Christoph Keese, Wim Abbing vom Unternehmerverband und Christian Wolf (Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim)

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