Ausbildungschancen für 39 junge Flüchtlinge gesucht

Das Bocholter Engagement für Flüchtlinge kann sich sehen lassen / Für Unternehmen gibt es Potenziale

Rund 870 geflüchtete Menschen befinden sich aktuell in Betreuung durch die Stadt Bocholt. Durch das große Engagement vieler verschiedener Akteure in Haupt- und Ehrenamt konnte für die neuen Mitbürger bereits viel erreicht werden. Dass es nun darum geht, die Geflüchteten in den Arbeits- und vor allem in den Ausbildungsmarkt zu integrieren, wurde nun auf dem Unternehmerfrühstück deutlich, das regelmäßig von Unternehmerverband und Bocholter Wirtschaftsförderung veranstaltet wird.

Waren die Jahre 2015 und 2016 von einem großen Andrang geflüchteter Menschen geprägt, kommen aktuell kaum noch neue Asylbewerber in die Stadt. Doch all jene, die sich intensiv mit der Flüchtlingsfrage beschäftigen wissen, dass längst keine Entwarnung gegeben werden kann. Immer noch sind Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Herkunftsländer wie Syrien sind von politischer Stabilität weit entfernt. „Wir müssen weiterhin auf alles vorbereitet sein“, so der Tenor der Verantwortlichen der Stadt.

In Bocholt hat man von Anfang an versucht, die Herausforderung der Flüchtlingsintegration menschlich, aber auch pragmatisch anzugehen. Mehrere hunderte Ehrenamtliche engagieren sich z. B. an insgesamt sieben runden Tischen. Hier werden die wichtigsten Themen der Flüchtlingshilfe beraten und abgestimmt. Dabei kommt der engen Verzahnung zwischen Ehrenamt und professioneller Flüchtlings-und Verwaltungsarbeit die entscheidende Bedeutung zu. In Bocholt koordiniert und managt die städtische Entwicklungsgesellschaft EWIBO die Flüchtlingshilfe im Auftrag der Stadt. Der Geschäftsführer der EWIBO, Berthold Klein-Schmeink, betont deswegen die Bedeutung des vernetzten Arbeitens: „Es ist ein komplexes Thema mit unheimlich vielen Facetten. Entscheidend ist, das alle Rädchen ineinander greifen, um das Beste für die geflohenen Menschen zu erreichen.“

Unbedingt verhindern will man, dass es zu einer Ghettobildung bei den Flüchtlingen kommt. Deswegen dürfe sich auch die Bocholter Stadtgesellschaft nicht vor den Flüchtlingen abschotten. Klein-Schmeink ist froh, dass hier viele Erfolge zu verzeichnen sind. „Auf das große Engagement der Bocholterinnen und Bocholter können wir in der Tat sehr stolz sein“, unterstreicht Klein-Schmeink, der seine vordringlichste Aufgabe darin sieht, weiterhin gute Rahmenbedingungen für dieses Engagement zu schaffen.

Auch der Leiter des Bocholter Jobcenters, Dominik Hanning, ist zufrieden, dass es bislang gelungen ist, den sozialen Frieden in der Stadt zu wahren. Gleichzeitig sieht er jetzt die große Herausforderung, Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren. Dies stelle sich als viel schwieriger heraus, als zunächst von vielen angenommen. Die geflüchteten Menschen sind in ihrer übergroßen Mehrheit heute noch nicht jene Fachkräfte, die die deutsche Wirtschaft benötigt. Die vorhandenen schulischen und beruflichen Qualifikationen der Menschen, die aus Ländern wie Syrien und dem Iran kommen, seien mit denen im hochtechnisierten Deutschland nötigen Qualifikationen kaum vergleichbar.

„Eine gute Ausbildung ist der Schlüssel für die Integration in den Arbeitsmarkt“, ist sich Hanning deswegen sicher. Aktuell haben das Jobcenter 39 junge Menschen identifiziert, denen man das Potenzial zuschreibe, eine Ausbildung in Bocholt und Umgebung zu beginnen. Speziell für diese Gruppe sucht das Jobcenter nun geeignete Ausbildungsbetriebe. Hanning verweist auf die neu geschaffene Möglichkeit des Azubi-Speed-Datings für Unternehmen. Das Jobcenter wirbt bei den Betrieben dafür, dieses Angebot zu nutzen. Die Behörde stehe den Unternehmen mit vielen Beratungs-und Unterstützungsleistungen jederzeit zur Verfügung. Eine gute Ausbildung sei der einzige Weg, um Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Gleichzeitig können Unternehmen damit für ihren eigenen Fachkräftenachwuchs sorgen. Die Motivation bei den Flüchtlingen sei sehr hoch, deswegen sei es auch möglich, kulturelle Hürden zu überwinden. Konkrete Ansprechpartner beim Jobcenter sind Nancy Kamarieh (Tel.: 02871 953-605, E-Mail: kamarieh(at)mail.bocholt(dot)de) und Dirk Stüker (Tel.: 02871 953-745, E-Mail: stueker(at)mail.bocholt(dot)de).

Auch Jürgen Paschold vom Unternehmerverband wirbt für die duale Ausbildung und dafür, die Potentiale der Flüchtlinge zu erkennen. Dabei komme es entscheidend darauf an, dass sich Unternehmen und Institutionen regelmäßig austauschen, um Chancen und Risiken zu erkennen. „Es ist wichtig, dass man Erfahrungen im Umgang mit Flüchtlingen teilt, damit alle daraus schlauer werden“, meint Paschold. Bei den Unternehmen in Bocholt sieht er eine hohe Bereitschaft, zu helfen. Der Unternehmerverband bietet Plattformen des Austauschs z. B. mit seinem Arbeitskreis Integration regelmäßig an. Das Bocholter Unternehmerfrühstück findet regelmäßig im Hotel Residenz statt. Die nächste Veranstaltung ist für den 23. August dieses Jahres geplant.

Unternehmerfrühstück mit Informationen zur Flüchtlingshilfe: (v. l. n. r.) Jürgen Paschold (Unternehmerverband), Ludger Dieckhues (Wirtschaftsförderung Bocholt), Berthold Klein-Schmeink (EWIBO), Dominik Hanning, Dirk Stüker und Nancy Kamarieh (Jobcenter Bocholt) (Foto: Unternehmerverband)

Ansprechpartner

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Geschäftsführer "Wirtschaft für Duisburg" und Geschäftsführer Kommunikation

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Regionalgeschäftsführung Kreise Borken / Kleve und Pressesprecherin

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Avelina Desel

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