Wim Abbing warnt Gewerkschaften vor Überforderung der Betriebe

Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes will die Tarifpartnerschaft zukunftsfest machen, doch Gewerkschafts-Forderungen bereiten Sorgen / 8-Punkte-Papier

An die Verantwortung der Gewerkschaften für die wirtschaftliche Entwicklung appelliert der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes Wim Abbing in einem 8-Punkte-Papier, das in der aktuellen Ausgabe der Zeitung des Verbandes veröffentlicht wird. „In Tarifrunden darf es nicht um Besitzstände der Gewerkschaftsfunktionäre gehen, schon gar nicht um Mitgliederwerbung. Der Existenzkampf der kleinen und der Verdrängungswettbewerb der großen Gewerkschaften darf nicht auf dem Rücken der Unternehmen und der Volkswirtschaft ausgetragen werden“, warnt Abbing.

Abbing ist alarmiert durch viele Streiks in den vergangenen Monaten, vor allem auch von kleineren Spartengewerkschaften. „Es kann nicht sein, dass gut verdienende Piloten 13mal hintereinander streiken dürfen und so der gesamten Volkswirtschaft einen schweren Schaden zufügen“, nennt Abbing ein Beispiel. Auch die Politik sei gefordert. „Das Streikrecht ist bisher reines Richterrecht. Hier ist der Gesetzgeber gefragt, einen klaren Ordnungsrahmen und damit Rechtssicherheit für die Unternehmen zu schaffen“, fordert der Emmericher Unternehmer.

Aber auch die großen Gewerkschaften wie die IG Metall warnt Abbing: „Eine Überforderung der Betriebe im Hinblick auf sog. qualitativen Forderungen der Gewerkschaften führt zu einem schleichenden Bedeutungsverlust des Flächentarifvertrages.“ Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmerverbandes ruft hierfür die derzeitige Situation in den Betrieben in Erinnerung: „Wir haben heute nicht nur, aber vor allem auch in der Metallindustrie hohe Löhne, viele Urlaubstage und eine vergleichsweise geringe Wochenarbeitszeit.“

Das Bewusstsein über die globalen Herausforderungen der Unternehmen sei hingegen noch nicht so weit verbreitet. „Unsere Konkurrenz sitzt auf dem gesamten Globus. Hatte der Flächentarifvertrag früher auch die Bedeutung, vergleichbare Wettbewerbsbedingungen zu schaffen, müssen wir heute zur Kenntnis nehmen, dass unsere Konkurrenz in Asien oder Amerika auf unsere Standards keine Rücksicht nimmt. Das heißt nicht, dass wir uns auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner treffen und die Löhne drücken wollten. Doch es heißt, dass wir nicht immer weiter Draufsatteln können, ohne unsere Preise auf dem Weltmarkt im Blick zu behalten“, führt Abbing aus. Deutschland liefere Qualität, aber diese müsse auf Dauer für Kunden überall in der Welt bezahlbar bleiben. „Der massive Widerstand der Gewerkschaften gegen das Freihandelsabkommen TTIP zeigt, dass wir viel mehr tun müssen, um für die Herausforderungen der Globalisierung zu sensibilisieren“, so Abbing.

Die Unternehmen müssten insgesamt auch mehr tun, um ihre wirtschaftliche Lage zu verdeutlichen. Der großen Mehrheit der Betriebe sei nicht geholfen, wenn Wachstumszahlen der Gesamtwirtschaft oder einzelner Konzerne verallgemeinert werden. Man müsse schon genau hinschauen und das auch vor Ort in den Betrieben deutlicher machen als bisher. „Fakt ist: es gibt in Deutschland eine schleichende Deindustrialisierung. Kapazitätsausweitungen erfolgen vor dem Hintergrund hoher Kosten in der Bundesrepublik vor allem im Ausland“, stellt Abbing fest.

Auch in der Tarifpolitik sei deswegen nichts in Stein gemeißelt. „Das gilt auch und gerade für die Arbeitszeit, die wir wieder thematisieren sollten. Es gilt auch hier: neue Herausforderungen brauchen neue Antworten“, erläutert Abbing.

Die Tarifpolitik ist Kerngeschäft des Unternehmerverbandes, deswegen, so Abbing, sei es für den Verband immer wieder notwendig, über die Zukunft dieses Themas nachzudenken. „Die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften in Deutschland hat sich zweifellos bewährt. Doch diese Erfolgsgeschichte darf nicht dazu führen, dass wir vor den Herausforderungen der Zukunft die Augen verschließen“, meint Abbing. Die Tarifpartnerschaft habe Zukunft: „Wir müssen uns unseren Wohlstand in Deutschland immer wieder neu erarbeiten und dabei die konkrete Situation der Betriebe im Auge behalten. Wer kann dafür besser Sorge tragen als Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die sich in ihren Branchen auskennen?“, fragt Abbing. Die Politik sei denkbar schlecht geeignet, die Sozialpartner zu ersetzen.

Das 8-Punkte-Papier von Wim Abbing finden Sie hier.

 

Die Unternehmerverbandsgruppe mit ihren sechs Einzelverbänden und ihren rund 700 Mitgliedsunternehmen gehört zu den größten Arbeitgeberverbänden Nordrhein-Westfalens. Mit Sitz in Duisburg reicht ihr angestammtes Verbreitungsgebiet vom westlichen Ruhrgebiet (Duisburg, Mülheim, Oberhausen) über den Kreis Wesel bis an die niederländische Grenze (Kreis Kleve) und ins Münsterland (Kreis Borken).

Vorstandsvorsitzender des Unternehmerverbands, Wim Abbing (Foto: Unternehmerverband)

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