Wie man auf x- und y-Achse lineare Funktionen erstellt, lernen Schüler im Unterricht. Was in Mathe aber reine Theorie ist, wird im InfoTruck der Metall- und Elektroindustrie erleb- und begreifbar. Statt einer mathematischen Gleichung entsteht hier mithilfe eines Koordinatensystems an der CNC-Fräse ein echter, perfekt bearbeiteter Metall-Würfel. „Technik ist alles andere als graue Theorie – das wollen wir den Schülern vermitteln. Und das ganz praktisch, indem sie selbst programmieren und Maschinen steuern“, erläutert Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes, die Vorzüge des High-tech-Gefährts, das wieder Firmen und Schulen im Verbandsgebiet ansteuert. Zurzeit macht der InfoTruck bei MAN Energy Solutions in Oberhausen Halt.
„In Zeiten zunehmender Digitalisierung sind technische Berufe besonders zukunftsträchtig und somit eine große Chance für die Schüler, übrigens gerade für Mädchen, die das leider viel zu selten wissen“, bestärkt Wolfgang Schmitz die Jugendlichen, ihre „Fühler“ in diese Richtung auszustrecken. Ob Datenchips oder Software: In der Industrie 4.0 läuft die Produktion automatisch und intelligent ab. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sich Berufe dieser Entwicklung anpassen. „Die Metall- und Elektroindustrie hat dies als eine der ersten Branchen erkannt und ihre Ausbildung noch einmal modernisiert“, verdeutlicht Schmitz.
Von I wie Industriemechaniker bis Z wie Zerspanungsmechaniker – um diese hochmodernen Ausbildungsberufe näher kennen zu lernen, waren die Achtklässler im InfoTruck. Insgesamt gilt das Angebot in Oberhausen für rund 80 Schüler. Für die Achtklässler ist diese Erkundung eine so genannte „Berufsfelderkundung“ im Rahmen des Übergangssystems Schule – Beruf NRW „Kein Abschluss ohne Anschluss“, kurz: „KAoA. Zudem kamen sie mit den beiden MAN-Azubis Felix Hemker, der eine Duale Ausbildung zum Industriemechaniker in Kombination mit einem Maschinenbau-Studium absolviert, und Joey Kucharczyk, Auszubildender zum Zerspanungsmechaniker, ins Gespräch. Beide berichteten auf Augenhöhe von ihren Erfahrungen.
Die MAN Energy Solutions ist weltweit führender Anbieter von Großdiesel- und Gasmotoren und Turbomaschinen. Der Standort in Oberhausen ist einer von 120 weltweit. „Wir bilden unter anderem Industriekaufleute, Industriemechaniker und Zerspanungsmechaniker aus. Darüber hinaus bieten wir Maschinenbau als Dualen Studiengang an“, fasst Thomas Wischermann, Head of Apprentices‘ Training Shop bei MAN Energy Solutions, zusammen. Schüler, die sich beim Besuch im InfoTruck und im Unternehmen motiviert zeigten, dürften sich gerne später wieder melden: „Wir sind sehr daran interessiert, Nachwuchs hier in der Region zu finden“, so Wischermann.
In Oberhausen steuert der InfoTruck auch noch die Heinrich-Böll-Gesamtschule an. Auszubildende des Unternehmens Lenord + Bauer, einem international tätigen Spezialisten im Bereich der Automatisierungstechnik, berichten den Schülern hier von ihren Erfahrungen. „Wir suchen junge Fachkräfte und bieten ein spannendes Arbeitsumfeld mit Perspektive in einem innovativen und modernen Unternehmen“, so Jens Reimann, kaufmännischer Leiter bei Lenord + Bauer.
Im InfoTruck können die Schüler auf zwei Etagen mit knapp 80 Quadratmetern Präsentationsfläche die Berufe der Branche kennenlernen – in Bild, Text, Ton und mit computergesteuerten, laufenden Maschinen, wenn auch in Miniatur. Dabei kommen modernste Medien und zum Beispiel eine 3D-Animation zum Einsatz. Am allerwichtigsten ist den Organisatoren aber, dass die Berufe durch „Anfassen und Selbermachen“ konkret erlebbar werden. Wie kann ein Aufzug gesteuert werden? Wozu dienen Wechselschalter? Und wie muss eine computergesteuerte CNC-Fräse programmiert werden? Die einzelnen Lern- und Erlebnisstationen sind zu diesem Zweck wie typische Arbeitsplätze in der Metall- und Elektroindustrie konzipiert.